Wärmepumpen gelten bisher als umweltfreundliche und effiziente Alternative zu klassischen Heizungen, die beispielsweise mit Öl oder Gas betrieben werden. Im Altbau gestaltet sich die Suche nach einer sinnvollen und vor allem nachhaltigen Heizlösung aufgrund des baulichen Zustands oft schwierig. Die Leistung herkömmlicher Wärmepumpenarten, wie beispielsweise der Luft-Wasser-Wärmepumpe, reicht häufig nicht ganz aus, um ältere Häuser angemessen zu beheizen. Doch es gibt eine Lösung, die ausreichend Wärmeenergie liefern kann: die sogenannte Hochtemperatur-Wärmepumpe.
Alles auf einen Blick:
- Hochtemperatur-Wärmepumpen besitzen eine Vorlauftemperatur zwischen 70 und 80 Grad.
- Somit erreichen Sie eine höhere Temperatur als herkömmlichen Wärmepumpen.
- Dadurch eignet sich die Installation auch für Altbauten oder Bestandsgebäude mit einem höheren Wärmebedarf.
- Die hohe Temperatur wird durch einen zweifachen Kreislauf erreicht.
- Der Kauf einer Wärmepumpe wird staatlich gefördert oder kann steuerlich geltend gemacht werden.
Was ist eine Hochtemperatur-Wärmepumpe?
Es gibt verschiedene Arten von Wärmepumpen, darunter die sogenannte Hochtemperatur-Wärmepumpe, die eine besondere Funktion aufweist. Im Vergleich zu anderen Wärmepumpenmodellen, wie etwa der Luft-Wasser-Wärmepumpe, erreicht diese eine deutlich höhere Vorlauftemperatur. Diese kann im Schnitt zwischen 70 und 80 Grad Celsius liegen.
Michael Engel – Dozent & Ausbilder SHK Innung München
So wie alle Wärmepumpenheizungen nutzt auch dieses Modell erneuerbare Energien zum Heizen und kommt dabei ohne fossile Brennstoffe wie Öl oder Gas aus. Die Wärme kann dabei aus Luft, Erde oder Wasser entnommen werden. Diese Heizung wurde vor allem für Altbauten entwickelt. Die Vorlauftemperatur von herkömmlichen Wärmepumpen ist für die großen, alten Heizkörper nämlich zu niedrig, um die Räume ausreichend zu heizen. Neben angemessenen Raumtemperaturen im Haus sorgt eine Wärmepumpenheizung bei Bedarf auch für warmes Brauchwasser.

Über unseren Experten
Michael Engel arbeitet als Ausbilder und Dozent im Fachbereich Fort- und Weiterbildung der SHK Innung München. In Seminaren vermittelt der Experte der SHK Fachwissen zur Planung und Errichtung von Wärmepumpenanlagen.
Welche Arten von Hochtemperatur-Wärmepumpen gibt es?
- Wärmepumpe mit CO2 als Kältemittel
- Hochtemperatur-Wärmepumpe mit Heißgas
- Zweikreis-Hochtemperatur-Wärmepumpe
Wärmepumpen mit einem zweifachen Kreislauf werden noch am häufigsten in Wohnhäusern eingebaut, während CO2-Wärmepumpen vermehrt in der Industrie eingesetzt werden. Diese können dabei auch Energie aus der industriellen Abwärme für den Heizprozess gewinnen und stärken durch diese Art der Energierückgewinnung die nachhaltige Produktion. Die Wärmepumpentechnik basierend auf Heißgas eignet sich optimal für die Erwärmung von Trinkwasser.
Wie ist eine Hochtemperatur-Wärmepumpe aufgebaut?
Im Grunde besitzen die Heizungen mit Hochtemperatur die gleichen Bestandteile wie herkömmliche Wärmepumpen. Sie besteht in der Regel ebenfalls aus Verdampfer (Wärmetauscher), Kältemittel, Verdichter und Verflüssiger. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied: Die Hochtemperatur-Wärmepumpenheizung verfügt über zwei Kreisläufe anstatt nur einem. Dank dieser speziellen Bauweise ist es möglich, eine deutlich höhere Vorlauftemperatur zu erreichen.
Wie funktioniert eine Hochtemperatur-Wärmepumpe?
Der Prozess der Wärmegewinnung gleicht dem der klassischen Wärmepumpenarten, nur dass er aus zwei Kreisläufen besteht. Je nach Modell wird die Wärmeenergie entweder aus der Umgebungsluft, der Erde oder dem Grundwasser gewonnen. Die gewonnene Energie wird zunächst an einen Verdampfer – auch als Wärmetauscher bezeichnet – weitergeleitet, wo sie auf das Kältemittel trifft. Dadurch verdampft das flüssige Kältemittel und wird in den Verdichter geleitet, wo der Druck und die Temperatur weiter ansteigen. Anschließend gelangt die Wärme in den Verflüssiger.
Diese Schritte werden nun noch einmal wiederholt, um die Temperatur weiter zu steigern. Der Verflüssiger fungiert hierbei gleichzeitig als Verdampfer des zweiten Kreislaufs. Schließlich wird die erzeugte Wärme an die Heizkörper im Haus oder auch an einen Warmwasserspeicher weitergeleitet. Nach dem ersten Kreislauf liegt die Vorlauftemperatur je nach Modell bei circa 50 bis 65 Grad, wobei sie nach dem zweiten Kreislauf bis zu 80 Grad erreichen kann.
Welche Voraussetzungen gibt es für eine Hochtemperatur-Wärmepumpe?
Eine effiziente Heizleistung ist in der Regel stark von einer guten Dämmung des Wohngebäudes abhängig. In einem unsanierten oder teilsanierten Altbau kann der Einbau einer Wärmepumpe in der Regel ungeeignet sein, da hier große Heizkörper eingebaut sind, die ursprünglich für den Betrieb mit Öl oder Gas konzipiert wurden. Diese fossilen Wärmequellen erreichen hohe Vorlauftemperaturen von 75 bis 90 Grad, während eine konventionelle Luft-Wasser-Wärmepumpe zum Beispiel im Durchschnitt eine Vorlauftemperatur von bis zu 65 Grad Celsius erreicht. Die Alternative mit Hochtemperatur besitzt je nach Art jedoch eine Vorlauftemperatur von bis zu 80 Grad. Diese Eigenschaft macht sie ideal für den Einsatz in Bestandsgebäuden mit den großen Heizkörpern und kann dort trotz unzureichender Dämmung für angenehmen Raumtemperaturen sorgen.
Michael Engel – Dozent & Ausbilder SHK Innung München
Um aber effizient zu heizen, sollte das Gebäude dennoch über eine umfangreiche Dämmung verfügen. Schließlich lohnt sich der Kauf einer neuen Heizung nicht, wenn die erzeugte Wärme ungehindert wieder entfliehen kann. Lassen Sie sich am besten von einem Heizungsexperten beraten, um eine geeignete Heizung für Ihr Zuhause zu finden.

Hochtemperatur-Wärmepumpe: Vorteile und Nachteile
Im Allgemeinen besitzen Wärmepumpen zahlreiche Vorteile, die sich positiv auf die Umwelt und Ihren Energieverbrauch auswirken. Wärmepumpenheizungen mit Hochtemperatur liefern eine hohe Vorlauftemperatur, weshalb sie optimale Eigenschaften für das Heizen in einem Altbau besitzen. Jedoch müssen auch die Nachteile betrachtet werden.
Welche Vorteile gibt es?
Die Heizungsart eignet sich besonders gut für den Einsatz im Altbau, wo aufgrund schwacher Dämmung und großen Heizkörpern ein hoher Wärmebedarf besteht. Obwohl klassische Wärmepumpen theoretisch auch verwendet werden können, muss für eine effiziente Wärmenutzung die Dämmung instand gesetzt und idealerweise eine Fußbodenheizung eingebaut werden, damit sie rentabel ist. Eine Wärmepumpe im Altbau ist daher nur schwer umsetzbar und aufgrund der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen besonders kostspielig. Im Gegensatz dazu kann ein Heizungssystem mit Hochtemperatur vergleichsweise ein wenig kostengünstiger realisiert werden, da diese Maßnahmen theoretisch wegfallen.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass diese Wärmepumpenart auch mit anderen Heizsystemen kombiniert werden kann. Abgesehen davon können Sie für die Anschaffung und Installation eine staatliche Förderung beantragen und hierdurch die Kosten erheblich senken. Zudem verringern Sie durch die Nutzung von umweltfreundlichen Wärmequellen die CO2-Emissionen.
Welche Nachteile gibt es?
Die Anschaffung- und Installationskosten sind auch ohne zusätzliche energetische Sanierungsarbeiten relativ hoch. Für die Bereitstellung der hohen Vorlauftemperatur verbraucht diese Heizung zudem viel Strom, wodurch die Energiekosten steigen. Ist das Haus zudem nicht ausreichend gedämmt, kann einiges an Energie verloren gehen und weitere Kosten verursachen. Somit ist die Effizienz aufgrund des Stromverbrauchs und der fehlenden Dämmung im Vergleich zur klassischen Wärmepumpenheizung geringer.
Überblick: Vor- und Nachteile
Vorteile | Nachteile |
für unsanierte und teilsanierte Altbauten geeignet | hohe Anschaffungs- und Insta |
theoretisch keine Sanierungsmaßnahmen notwendig | hohe laufende Stromkosten und dadurch geringe Effizienz |
kann flexibel mit anderen Heizsystemen kombiniert werden | nicht effizient genug, wenn keine ordentliche Dämmung des Hauses erfolgt |
staatliche Förderung möglich | |
Heizen mit erneuerbaren Energien führt zu CO2-Einsparung |
Hochtemperatur-Wärmepumpe Hersteller
Derzeit werden Varianten mit Hochtemperatur nur vereinzelt für den privaten Gebrauch angeboten. Manche Anbieter haben zudem lediglich Modelle für die industrielle Produktion im Portfolio. Hier eine Liste von einigen Wärmepumpen Hersteller, die ebenfalls Heizungen mit Hochtemperaturen anbieten:
- Dimplex
- Mitsubishi Electric
- DAIKIN
- ratiotherm
- Hitachi
- Weider Wärmepumpen
- LG
- Weishaupt
- Carrier (Industrie & Gewerbe)
- Johnson Controls (Industrie & Gewerbe)
- AERMEC (Industrie & Gewerbe)
Hochtemperatur-Wärmepumpe: Kosten
Diese Heizungsart benötigt für die hohen Temperaturen einiges an Energie, weshalb der Stromverbrauch hohe Kosten verursachen kann. Neben den Anschaffungskosten, kommen noch Einbaukosten hinzu. Es gibt jedoch die Möglichkeit eine Förderung zu beantragen.
Was kostet eine Hochtemperatur-Wärmepumpe?
Wie teuer eine neue Wärmepumpenheizung ist, richtet sich nach der Art und der Größe der Anlage sowie nach dem jeweiligen Hersteller. Die Gesamtkosten können sich auf bis zu 30.000 Euro belaufen und setzen sich folgendermaßen zusammen:
- Anschaffungskosten
Die Anschaffungskosten ohne finanzielle Förderung liegen je nach Modell, Größe und Art der Wärmequelle sowie Hersteller zwischen 9.000 bis 15.000 Euro. - Einbaukosten und Inbetriebnahme
Die genauen Kosten hängen von der Wärmequelle ab. In der Regel liegen diese zwischen 2.000 und 15.000 Euro. Die genauen Kosten hängen von der Wärmequelle ab. In der Regel liegen diese zwischen 2.000 und 15.000 Euro. Die Installation einer Hochtemperatur-Luft-Wasser-Wärmepumpe ist im Vergleich zu anderen Arten einfach und damit kostengünstiger. Entscheiden Sie sich für eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Hochtemperatur muss eine Erdbohrung stattfinden, wobei die Kosten zwischen 60 und 100 Euro pro Quadratmeter liegen können. Für eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe muss für den Brunnenbau ebenfalls gebohrt werden. - Extrakosten
Für eine Erdbohrung muss in der Regel eine Genehmigung beantragt werden, wofür eine zusätzliche Gebühr berechnet wird. Zudem kommen in Zukunft noch Wartungskosten sowie Stromkosten auf Sie zu. Letzteres können Sie durch die Installation einer Photovoltaik-Anlage reduzieren. Lassen Sie Ihr Zuhause davor noch energetisch sanieren, kommen weitere Kosten auf Sie zu.
Gibt es eine Förderung für die Hochtemperatur-Wärmepumpe?
Die Wärmepumpentechnik nutzt effizient erneuerbare Energie und wird entsprechend gefördert. So können Sie von der Förderung vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) profitieren. Die BAFA bietet eine maximale Förderung von 40 Prozent. Einen BAFA Zuschuss in Höhe von 25 Prozent gibt es für den Kauf, zusätzlich gibt es einen Wärmepumpenbonus von fünf Prozent. Tauschen Sie Ihre alte Öl- oder Gas-Heizung aus, gibt es von der BAFA obendrauf noch einen Heizungs-Austausch-Bonus von 10 Prozent. Weitere 5 Prozent gibt es für die Verwendung von natürlichen Kältemitteln, wobei diese nicht zusammen mit dem Wärmebonus verrechnet werden können.
Eine einzelne Wärmepumpen Förderung bietet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nicht, jedoch gibt es die Möglichkeit im Rahmen einer energetischen Sanierung eine Förderung zu beantragen. Erfüllen Ihre Baupläne die Standards eines KfW-Effizienzhauses, können Sie einen Antrag für den Kredit 261 KfW stellen.
Welche steuerliche Förderung gibt es?
Es gibt seit dem 1. Januar 2020 die Gelegenheit bis zu 20 Prozent der Anschaffungskosten in einem Zeitraum von drei Jahren steuerlich abzusetzen. Der Maximalbetrag liegt hier bei 40.000 Euro. Davon können Sie aber nur profitieren, wenn Sie keine Förderung von der KfW und BAFA angenommen haben. Dieser Steuerbonus soll noch bis 31. Dezember 2029 gelten. Um den vollständigen Steuervorteil zu nutzen, sollten Sie Ihre Wärmepumpenheizung bis Ende Dezember 2026 installieren.
Lohnt es sich, auf eine Hochtemperatur-Wärmepumpe umzurüsten?
Im Allgemeinen gilt die Investition in eine Wärmepumpenheizung als zukunftssicher und als nachhaltige Möglichkeit zum Heizen. Die hohen Anschaffungskosten zahlen sich auf lange Sicht aus. Besonders für ältere Bestandsgebäude mit schwacher Dämmung kann ein Hochtemperatur-Wärmepumpensystem eine nachhaltige Alternative zu fossilen Heizsystemen sein. Im Vergleich zu den herkömmlichen Wärmepumpen verbraucht die Heizung mit Hochtemperatur aufgrund der hohen Leistung mehr Strom, was sich auf Ihre Energiekosten auswirkt. Dadurch gelten sie im Gegensatz zu den anderen Modellen als weniger effizient. Mit einer Photovoltaik-Anlage können Sie Ihre Stromkosten reduzieren.
Ob es sich am Ende für Ihr Zuhause wirklich auszahlt, sollten Sie am besten mit einem Heizungsprofi besprechen. Er kann den Zustand Ihres Gebäudes sowie Ihren Heizbedarf analysieren und so die optimale und vor allem sichere Heizlösung finden.
Fazit
Ein Wärmepumpensystem mit Hochtemperatur gilt als nachhaltige Alternative zu fossilen Heizsystemen. Sie kann vor allem in Altbauten eingesetzt werden. Denn dieses Modell besitzt eine besonders hohe Vorlauftemperatur und kann somit die großen Heizkörper, die in älteren Bestandsgebäuden eingebaut sind, ohne Probleme mit genug Wärmeenergie versorgen. Theoretisch auch ohne aufwendige Sanierungsmaßnahmen und Einbau einer Fußbodenheizung. Allerdings verbraucht sie mehr Strom als klassische Wärmepumpenarten, wodurch die Effizienz leidet. Für die Anschaffung können Sie zum Beispiel bei der BAFA eine Bundesförderung beantragen.