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Wärmepumpen

Wärmepumpe ohne Fußbodenheizung: Möglichkeiten, Effizienz & Kosten

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 04. Januar 2024
Lesedauer: 12 Minuten
© rudolfgeiger / istockphoto.com

Wärmepumpen bieten eine gute Möglichkeit, kostengünstig mit erneuerbaren Energien zu heizen und gleichzeitig mit der Heizung zum Klimaschutz beizutragen. Deshalb soll diese Heizungsart in den kommenden Jahren in so viele Häuser wie möglich eingebaut und alte Heizungen, die mit fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas heizen, sollen ersetzt werden. Doch wie sieht es eigentlich im Altbau aus, wo eine Fußbodenheizung nicht installiert werden kann? Ist ein Nachrüsten trotzdem möglich? Und welche Rolle spielen beim Heizen vor allem im Altbau Vorlauftemperatur und Dämmung? Wir verraten Ihnen, wie dieses Heizsystem auch ohne Flächenheizung funktioniert.

Alles auf einen Blick:

  • Wärmepumpen ohne Fußbodenheizung können in Gebäuden umgesetzt werden, in denen diese Art von Heizung aufgrund baulicher Gegebenheiten nicht realisiert werden kann, also auch für den Altbau.
  • Auch wenn Sie den Aufwand für den Einbau einer solchen im Fußboden verbauten Heizung nicht betreiben möchten, können Sie dennoch eine Wärmepumpenart nutzen.
  • Sie können eine Wärmepumpe auch mit normalen Heizkörpern verbinden, müssen dabei aber unter anderem auf die Vorlauftemperatur achten.
  • Die Dämmung des Altbaus ist beim Thema Wärmepumpe eine wichtige Voraussetzung für Effektivität.
  • Es eignen sich beispielsweise Luftwärmepumpen, Wasserwärmepumpen und Sole-Wasser-Wärmepumpen.
  • Durch den Wärmepumpeneinsatz können die Energiekosten um einiges gesenkt werden und Sie können sinnvoll sparen – allerdings erst nach einiger Zeit, denn die Anschaffungskosten für das Heizsystem sind relativ hoch.

Funktioniert eine Wärmepumpe auch ohne Fußbodenheizung?

Oft werden die verschiedenen Wärmepumpentypen in Kombination mit einer Fußbodenheizung oder zumindest mit einer anderen Flächenheizung eingebaut. Doch was die wenigsten wissen: Sie können eine solche Heizungsart trotzdem betreiben ohne aufwendiges Nachrüsten. Dies bietet vor allem denjenigen Eigenheimbesitzern einen Vorteil, die in einem Altbau leben. Denn in einem Altbau lässt sich der Einbau einer Fußbodenheizung aus bautechnischen Gründen schlichtweg oft nicht realisieren. Vielleicht haben Sie aber auch einfach keine Lust auf erhebliche Umbaumaßnahmen, denn diese sind mit enormen Kosten verbunden.

Allerdings gibt es einige technische Details, die zu beachten sind. So arbeitet jede Wärmepumpenvariante mit niedrigen Vorlauftemperaturen von bis zu 55 °C, die mit einer Fußbodenheizung bestens kompatibel sind. Klassische Heizkörper hingegen benötigen oft eine deutlich höhere Vorlauftemperatur.

SCHON GEWUSST?
Die Vorlauftemperatur ist die Wassertemperatur, die ich meinem Heizsystem zur Verfügung stellen muss, um wohlige Wärme zu erzeugen.

Dennoch kann zum Beispiel eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit den bestehenden Heizkörpern betrieben werden – vor allem dann, wenn das Gebäude über eine Dämmung verfügt.

Unser Experte erklärt:
Gerade ältere Gebäude haben oft sehr große Heizkörper und damit kommt man erstaunlich weit und kann teilweise 80 Prozent der Heizperiode nur mit der Wärmepumpe abdecken. Bei weniger kann man immer noch über ein Hybridsystem nachdenken. Im Durchschnitt ist bei 20 Objekten übrigens nur eines dabei, bei dem die Heizkörper getauscht werden müssen.

Michael Engel – Dozent & Ausbilder SHK Innung München

Zudem gibt es spezielle Wärmepumpenheizkörper oder auch Niedrigtemperaturheizkörper, die besonders niedrige Vorlauftemperaturen ermöglichen.

Wann ist im Altbau die Kombination mit klassischen Heizkörpern möglich?

Ob eine Wärmepumpenart sich auch im Altbau mit den vorhandenen Heizkörpern kombinieren lässt, hängt vor allem von der Wärmeabgabe sowie dem Heizkörper selbst ab. Damit die Heizung effizient arbeiten kann, ist es wichtig, dass die wärmeabgebende Fläche relativ groß ist. Denn umso höher ist die Wärmestrahlung und desto geringer kann die Vorlauftemperatur sein, um die gewünschte Wärme im Raum zu erreichen.

Wärmepumpensysteme nehmen Energie aus einer Energiequelle wie Umgebungsluft, Erdwärme oder Grundwasser auf, bereiten diese mithilfe von Strom – oft auch aus der Kombination Wärmepumpe mit Photovoltaikanlage – auf und können diese Energie auch ans Heizwasser der gängigen Heizkörpervarianten abgeben. Möglich ist das bei bei fast allen Wärmepumpenarten, nur die Luft-Luft-Wärmepumpe erfolgt nach einem anderen Prinzip und ist nicht für eine Kombi geeignet. Denn sie ist eine besondere Form der Luftwärmepumpen und nutzt zum Heizen die Raumluft in einer speziellen Lüftungsanlage. 

Folgende Wärmepumpenarten lassen sich im Gegensatz zu Luft-Luft-Wärmepumpen jedoch problemlos auch mit Heizkörpern und folglich ohne eine Fußbodenheizung betreiben – am besten allerdings in Kombination mit einer Dämmung des Altbaus:

Spezialwärmepumpen für hohe Vorlauftemperaturen

Möchten Sie so wenige Umbaumaßnahmen wie möglich durchführen und folglich die alten Heizkörper behalten, müssen diese nicht zwangsweise ausgetauscht werden, auch wenn sie mit hohen Vorlauftemperaturen arbeiten. Inzwischen gibt es einige Wärmepumpenmodelle, die hohe Temperaturen unterstützen. Folgende Modelle sind geeignet:

  • Mitteltemperatur-Wärmepumpe
    Für Temperaturen zwischen 55 und 65 °C
  • Hochtemperatur-Wärmepumpe
    Für Temperaturen zwischen 65 und 75 °C


Welche Alternativen gibt es für Bestandsgebäude und Altbau?

Wenn Sie sich für die Wärmepumpen-Verwendung in Kombination mit Heizkörpern im Altbau entscheiden, können Sie zwischen den folgenden Heizkörperarten wählen:

Niedertemperatur-Heizkörper

Niedertemperatur-Heizkörper sind auch unter dem Namen „Wärmepumpenheizkörper“ bekannt und sind eine gute Alternative. Durch einen integrierten Wärmetauscher wird die ankommende Wärme optimal geleitet und über einen langen Zeitraum gehalten. Die eingebauten Aktivatoren sorgen obendrein dafür, dass die Wärme gleichmäßig verteilt wird.

Die Preise für Niedertemperaturheizkörper hängen in erster Linie von der Größe ab. Kleine Modelle erhalten Sie bereits ab circa 100 Euro. Allerdings sollten Sie, um die gewünschte Heizleistung zu erzeugen, eher auf große Heizkörper zurückgreifen. Diese kosten zwischen 200 und 800 Euro.

Vorteile und Nachteile der Niedertemperatur-Heizkörper

VorteileNachteile
  • Wärme kann optimal gesteuert und verteilt werden
  • geringer Energieverbrauch durch hohe Leistung
  • Ein- und Ausschalten ohne Verzögerung
  • schnelles Aufheizen auf die gewünschte Temperatur
  • kaum Wärmeverluste innerhalb des Verteilersystems durch die niedrige Vorlauftemperatur
  • zahlreiche Modelle und Designs erhältlich
  • für Hausstauballergiker geeignet
  • deutlich teurer als andere Varianten
  • aufgrund der flächenmäßig großen Heizkörper wird viel Platz benötigt

Gliederheizkörper

Gliederheizkörper sind auch unter den Namen „Guss-Radiator“ oder „Stahl-Radiator“ bekannt und vor allem in Altbauten zu finden. Sie sind sozusagen die Urform der Heizkörper. Im Vergleich zu den Niedertemperatur-Heizkörpern eignen sie sich weniger gut, können im Notfall allerdings dennoch verwendet werden. Gliederheizkörper bestehen aus einem schweren Material, sodass extrem hohe Vorlauftemperaturen notwendig sind, um die gewünschte Wärme zu erzeugen. Daher ist der Betrieb nur in Kombination mit einer Hochtemperatur-Wärmepumpe möglich.

Die Preise der Gliederheizkörper werden anhand der einzelnen Glieder ermittelt. Je breiter ein solcher Heizkörper ist, desto mehr Glieder hat er und desto teurer wird er. Die Kosten liegen zwischen 50 und 350 Euro. Wünschen Sie den Heizkörper in einer besonderen Farbe, bedeutet dies in der Regel einen Aufschlag um bis zu 20 Prozent.

VorteileNachteile
  • erhältlich in zahlreichen Leistungsbereichen
  • kann flexibel erweitert werden
  • extrem robust und langlebig
  • durch den großen Abstand der Glieder einfach zu reinigen
  • kein moderndes Design
  • Aufwärmen und Abkühlen dauern sehr lange

Plattenheizkörper

Damit Plattenheizkörper kombiniert werden können, sollten sie recht groß sein. Aufgrund ihrer Form und der Bauart eignen sie sich hervorragend für den Wärmepumpenbetrieb. Außerdem überzeugen sie dadurch, dass sie die Wärme gleichmäßig an den Raum abgeben, und zwar durch Strahlung.

Plattenheizkörper kosten je nach Größe etwa 100 bis 300 Euro.

VorteileNachteile
  • durch das Niedertemperatursystem arbeiten Plattenheizkörper sehr effizient
  • vergleichsweise kostengünstig
  • in verschiedenen modernden Designs erhältlich
    Konvektionsbleche schwer zu reinigen
  • Staub und Schmutz werden in der Luft verwirbelt, daher nicht für Allergiker geeignet
  • es können unangenehme Gerüche entstehen

Röhren-Radiator

Der Röhren-Radiator wird oft als auch „Badheizkörper“ bezeichnet, da wir ihn als klassischen Handtuchtrockner kennen. Diese Art von Heizung benötigt eine mittlere bis hohe Vorlauftemperatur, je nachdem, für welches Model Sie sich entscheiden. Sie können einen Röhren-Radiator daher nur mit einer Mittel- oder Hochtemperatur-Wärmepumpe verwenden.

Je nach Größe müssen Sie für einen solchen Heizkörper zwischen 100 bis 250 Euro einrechnen.

VorteileNachteile
  • zahlreiche Designs und Formen erhältlich
  • vergleichsweise kostengünstig
  • vielseitig einsetzbar (beispielsweise als Heizkörper oder Handtuchtrockner)
  • einfache Reinigung
  • mittlere bis hohe Vorlauftemperatur notwendig und daher nur zu betreiben mit einer Mittel- oder Hochtemperatur-Wärmepumpe
  • viel Konvektionswärme

Heizkörpermodelle Preisvergleich

Art des HeizkörpersPreis
Niedertemperatur-Heizkörper100 – 800 Euro
Gliederheizkörper50 – 350 Euro
Plattenheizkörper100 – 300 Euro
Röhren-Radiator100 – 250 Euro

Sonderfall: Nachrüsten

Sie leben in einem älteren Gebäude und fragen sich, ob Sie eine Wärmepumpenart ohne Weiteres nachrüsten können? Die gute Nachricht lautet: Ja, das ist möglich.

Wärmepumpennachrüsten ohne Fußbodenheizung ist möglich, wenn Sie sich entweder statt einer klassischen Variante für eine Mitteltemperatur- oder Hochtempertatur-Wärmepumpe entscheiden oder alternativ geeignete Heizkörper verwenden.

Auch im Altbau ist der Betrieb mit anderen Heizkörperarten problemlos möglich, wenn entweder eine Wärmepumpe für hohe Vorlauftemperaturen oder Heizkörpervarianten mit geringen Vorlauftemperaturen verwendet werden. Beide Varianten sind erheblich günstiger und mit einem deutlich geringeren Umbauaufwand verbunden als die Fußbodenheizungsnachrüstung. Im Altbau ist dies aufgrund der baulichen Voraussetzung teilweise ohnehin gar nicht möglich.

Es lohnt sich, von einem Experten verschiedene Varianten durchrechnen zu lassen. Auf diese Weise erfahren Sie, welche Umbaumaßnahmen zu welchem Preis realisiert werden können.



Kosten

Wie teuer das Ganze kommt, richtet sich unter anderem danach, ob Sie eine klassische Variante in Kombination mit Niedertemperatur-Heizkörpern oder eine Mitteltemperatur- oder Hochtemperatur-Wärmepumpe in Kombination mit klassischen Heizkörpern, die hohe Vorlauftemperaturen benötigen, verwenden möchten.

Die Luft-Wasser-Wärmepumpe ist besonders günstig, während Sie für die Erdwärmepumpe oder für die Wasserwärmepumpe deutlich höhere Kosten einplanen müssen. Dies hängt damit zusammen, dass für diese Arten zunächst eine teure Erschließung der Energiequelle notwendig ist, die bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe nicht anfällt.

Die Kosten rein für eine Wärmepumpe liegen im Bereich von 8.000 bis 35.000 Euro, wobei die Installationskosten bereits enthalten sind.

Die neuen Heizkörper kosten pro Stück im Durschnitt 200 Euro. Werden sehr große Modelle benötigt oder wollen Sie besondere Ausstattungen, können die Stückpreise aber durchaus deutlich nach oben gehen. Die Installation und der sogenannte hydraulische Abgleich sind in diesen Preisen jedoch bereits enthalten.

TIPP:
Kaufen Sie mehrere Heizkörper, dann fragen Sie am besten nach einem Mengenrabatt. Zehn Prozent sind hier oft durchaus drin.

Kosten in der Übersicht für den Einbau in einem Altbau

PositionPreis
WP inklusive Installation8.000 – 35.000 Euro
Heizkörper inklusive Installation und hydraulischem Abgleich, pro Stück200 – 1.500 Euro

Wie effizient sind Wärmepumpen?

Wärmepumpen haben einen deutlich höheren Wirkungsgrad (durchschnittlich 400 Prozent) als beispielsweise eine Gasheizung (85 Prozent). Das bedeutet, dass diese Heizungen sehr viel effizienter arbeiten und sich die Heizkosten langfristig um etwa zwei Drittel pro Jahr senken lassen. Nachrüsten kann sich also wirklich lohnen, vor allem dann, wenn das Gebäude über eine gute Dämmung verfügt.

Kosten senken durch eine staatliche Förderung

Seit einiger Zeit gibt es staatliche Förderungen, sodass sich die Kosten für den Einbau erheblich reduzieren lassen. Beantragt wird diese Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) in schriftlicher Form beim BAFA (Bundesamt für Wirtschaft- und Ausfuhrkontrolle).

Derzeit gibt es die folgenden Möglichkeiten:

  • 25 Prozent Förderung, wenn Sie eine neue Wärmepumpenart anschaffen und einbauen lassen
  • 35 Prozent Förderung, wenn Sie die neue Wärmepumpenheizung gegen eine alte Ölheizung oder gegen eine mindestens 20 Jahre alte Gasheizung (oder Gasetagenheizung) austauschen
  • Zusätzlich 5 Prozent Förderung, wenn für die Wärmepumpenheizung Wasser, Abwasser oder Erde als Energiequelle verwendet werden bzw. wenn sie mit einem relativ umweltfreundlichen Kältemittel betrieben wird, wie es bei der Propan-Wärmepumpe der Fall ist.

Wenn Sie sich für eine Hybridheizung entscheiden, also beispielsweise eine Wärmepumpenart mit einer Gasheizung kombinieren, soll auch das gefördert werden. Sie erhalten die Förderung in Höhe von 25 Prozent in diesem Fall aber nur für den Wärmepumpenanteil.

Mitteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz:
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023 dürfen derzeit [Stand Januar 2024] für viele Förderprogramme keine neuen finanziellen Zusagen mehr gemacht werden, die mit Zahlungen für die Jahre ab 2024 verbunden sind. Maßnahmen, die bereits bewilligt sind, können allerdings durchgeführt werden. Alle anderen Anträge liegen derzeit sozusagen auf Eis. Hier gilt es sich also immer aktuell zu informieren, wie der momentane Stand in der Förderlandschaft ist.

Quelle: https://www.bmwk.de


Dozent und Ausbilder der SHK Innung München für Wärmepumpen

Über unseren Experten

Michael Engel arbeitet als Ausbilder und Dozent im Fachbereich Fort- und Weiterbildung der SHK Innung München. In Seminaren vermittelt der Experte der SHK Fachwissen zur Planung und Errichtung von Wärmepumpenanlagen.

» Zur Seite der SHK Innung München


Fazit

Eine Wärmepumpe eignet sich auch für ältere Gebäude und den Altbau, wenn der Einbau einer Fußbodenheizung nicht möglich ist. Doch auch wenn Sie große Umbaumaßnahmen scheuen, können viele Wärmepumpenarten mit den bestehenden Heizkörpern kombiniert werden. Sie benötigen dann entweder Heizkörper mit einer geringen Vorlauftemperatur oder die bisherigen Heizkörper in Kombination mit einer Mittel- oder Hochtemperatur-Wärmepumpe.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.