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Wärmepumpen

Wärmepumpe einstellen: Heizkurven beachten & optimieren

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 19. Juli 2024
Lesedauer: 11 Minuten
©welcomia - istockphoto.com

Auch eine Wärmepumpe ist eine Heizung. Sie funktioniert allerdings anders als die herkömmlichen Heizungen, die mit Öl oder Gas betrieben werden. Die korrekte Wärmepumpen-Einstellung in Bezug auf die Außentemperatur ist aber auch hier notwendig, damit die Anlage energieeffizient funktioniert. Die Heizkurve ist dabei wie ein Dirigent, der das Tempo vorgibt und dafür sorgt, dass die Heizungspumpe genau die richtige Menge an Wärmeenergie erzeugt, um Ihr Zuhause angenehm warm zu halten.

Alles auf einen Blick:

  • Einer der wichtigsten Parameter für die Einstellung einer Wärmepumpe ist die Heizkurve. Sie wirkt sich maßgeblich auf die sogenannte Vorlauftemperatur aus.
  • Die Außentemperaturen sowie die Temperaturen in angrenzenden Räumen sollten beim Einstellen der Heizung bedacht werden.
  • Die richtige Einstellung der Heizung schont die Heizungsanlage und trägt so zu einer längeren Lebensdauer bei. Zudem können Sie bei den Energiekosten sparen. 
  • Moderne Wärmepumpenvarianten verfügen oft über eine automatische Heizkurven-Anpassung. Diese Funktion kann die Kurve an die aktuellen Witterungsbedingungen anpassen und so für eine noch effizientere Nutzung sorgen.

Effizient heizen: Was ist die Heizkurve?

Als Heizkennlinie oder -kurve wird der Zusammenhang zwischen Vorlauftemperatur und Außentemperatur bezeichnet. Je geringer die Außentemperatur, desto höher muss die Vorlauftemperatur sein, um den Wohnraum optimal zu erwärmen. Ist die Außentemperatur hingegen hoch, sollte die Vorlauftemperatur reduziert werden, da die Wärmepumpenheizung ansonsten zu viel Wärme produziert. Somit wirkt sich diese Kurve stark auf die Effizienz einer Heizung aus.

Moderne Heizsysteme arbeiten besser bei niedrigeren Vorlauftemperaturen. Wenn Sie eine solche Anlage verwenden, kann eine höhere Vorlauftemperatur den Wirkungsgrad senken und den Energieverbrauch erhöhen.

Unser Experte erklärt: Was ist die Vorlauftemperatur?
Die Vorlauftemperatur ist die Wassertemperatur, die ich meinem Heizsystem zur Verfügung stellen muss, um wohlige Wärme zu erzeugen.

Schon bei Wärmepumpeninbetriebnahme wird die Heizkurve durch den Fachmann eingestellt. Es kann jedoch notwendig sein, diese auch später noch an die individuellen Gegebenheiten im Haus anzupassen, um die Effizienz beim Heizen noch einmal deutlich zu steigern. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, die Vorlauftemperatur auch selbst einzustellen. Dies ist jedoch nicht so einfach. Es ist notwendig, eine Temperatur zu planen, die den Raum wie gewünscht beheizt, ihn aber nicht überhitzt, denn beides wäre nachteilig.

Entscheidend für die Kurve sind die Steilheit (bzw. „Neigung“) sowie der Fußpunkt. Letzterer kennzeichnet den Startwert der Kurve. Welchen Wert der Fußpunkt hat, richtet sich unter anderen danach, wie gut das Gebäude gedämmt ist.

Warum muss eine Wärmepumpe eingestellt werden?

Je besser die Heizung eingestellt ist, desto effizienter arbeitet sie. Das bedeutet, dass sie für den Betrieb weniger Strom benötigt, um die optimale Raumtemperatur zu erreichen. Schon eine Steigerung der Heizleistung um wenige Prozent, kann sich finanziell deutlich bemerkbar machen.

Welche Faktoren beeinflussen die Heizkurve?

  • Dämmung des Hauses: Je besser die Dämmung, desto niedriger kann die Kurve eingestellt werden.
  • Größe und Bauweise des Hauses: Größere und ungünstig gebaute Häuser benötigen eine steilere Heizkurve als kleine, kompakte Häuser.
  • Gewünschte Raumtemperatur: Je höher die gewünschte Raumtemperatur, desto höhere Heizkurvenwerte sind notwendig.
  • Heizsystem: Fußbodenheizungen benötigen in der Regel niedrigere Vorlauftemperaturen als Heizkörper.
  • Klimaregion: In kalten Regionen muss die Kurve steiler sein als in milden Regionen.

Was sind optimale Heizkurvenwerte?

Es kann nicht pauschal beantwortet werden, welche Kurve die richtige ist, da dies von zahlreichen Faktoren abhängt. Allerdings können Sie sich an den folgenden Werten orientieren:

Hausart Jahresarbeitszahl
Gut gedämmtes Haus mit Fußbodenheizung 0,3 bis 0,5
Gut gedämmtes Reihenhaus mit Heizkörpern 1,0 bis 1,2
Gut gedämmtes Haus (freistehend) mit Heizkörpern 1,4 bis 1,6

Das sind allerdings nur Richtwerte. Die Heizkurvenwerte sollte immer von einem Fachmann individuell auf Ihr Haus und Ihre Bedürfnisse angepasst werden.



Wann läuft eine Wärmepumpe effizient?

Am effizientesten läuft sie dann, wenn die Vorlauftemperaturen unterhalb von 55 Grad Celsius liegen, am besten zwischen 30 und 35 Grad Celsius. Dies ist in der Regel bei einer Kombination mit einer Fußbodenheizung der Fall.

Das bedeutet nicht, dass im Altbau keine Wärmepumpe als Heizung verwendet werden kann. Anstelle der Fußbodenheizung, die im Altbau schwer nachzurüsten ist, können flächenförmige Heizkörper verwendet werden, die ebenfalls mit niedrigen Vorlauftemperaturen zu betreiben werden.

Welche Rolle spielt der hydraulische Abgleich? 

Der hydraulische Abgleich in Verbindung mit den Heizkurvenwerten bietet mehrere Vorteile, die die Effizienz und den Komfort der Heizungsanlage verbessern können:

1. Optimierte Wärmeverteilung:

  • Durch den hydraulischen Abgleich wird sichergestellt, dass alle Heizkörper im Haus mit der richtigen Wassermenge versorgt werden. So erreichen alle Räume die gewünschte Raumtemperatur, ohne dass einzelne Heizkörper über- oder unterversorgt werden.
  • Eine gleichmäßige Wärmeverteilung führt zu einer effizienteren Heizleistung. Die Wärmepumpenheizung muss weniger stark arbeiten, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen, was Energie spart und den Verschleiß verringert.
  • Eine gleichmäßige Wärmeverteilung sorgt für ein angenehmeres Raumklima, da es in allen Räumen gleich warm ist.

2. Geringere Pumpenleistung:

  • Die Wärmepumpen-Umwälzpumpe muss bei einem hydraulisch abgeglichenen System weniger stark arbeiten, um das Heizungswasser im Kreislauf zu pumpen. Dies führt zu einem geringeren Stromverbrauch und somit zu niedrigeren Energiekosten.
  • Eine Umwälzpumpe mit geringerer Leistung arbeitet leiser, was den Wohnkomfort erhöht.

3. Schonung:

  • Durch den hydraulischen Abgleich wird die Wärmepumpe gleichmäßiger belastet, was ihre Lebensdauer verlängern kann.
  • Eine effizient arbeitende Anlage muss seltener gewartet werden.

4. Perfekte Heizkurvennutzung:

  • Die Heizkurve kann ihre Wirkung nur gut entfalten, wenn alle Heizkörper gleichmäßig mit Wasser versorgt werden. Der hydraulische Abgleich ist daher die Voraussetzung für eine präzise Temperaturregelung.
  • Durch die ausgeklügelte Heizkurvennutzung kann weiteres Energieeinsparpotenzial erschlossen werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der hydraulische Abgleich in Verbindung mit der Wärmepumpenheizkurve eine sinnvolle Maßnahme ist, um die Effizienz der Heizungsanlage zu verbessern, den Komfort zu erhöhen und die Lebensdauer des Systems zu verlängern. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der hydraulische Abgleich von einem Fachmann durchgeführt werden sollte, da er spezielles Fachwissen und Werkzeuge erfordert.

6 Tipps um die Heizkurve richtig einzustellen

  1. Individuelle Anpassung: Die optimale Heizkurve ist von verschiedenen Faktoren abhängig, wie zum Beispiel der Dämmung des Hauses, der Art der Heizflächen, der Klimaregion und der gewünschten Raumtemperatur. Daher ist es wichtig, die Heizkurvenwerte individuell auf Ihr Haus und Ihre Bedürfnisse anpassen zu lassen.
  2. Neigung und Niveau: Die Kurve besteht aus zwei Parametern: Neigung und Niveau. Die Neigung bestimmt, wie stark die Vorlauftemperatur bei sinkenden Außentemperaturen ansteigt. Das Niveau bestimmt die Höhe der Vorlauftemperatur bei einer bestimmten Außentemperatur.
  3. Flache Heizkurve anstreben: Je flacher die Kurve, desto effizienter arbeitet die Heizung. Dies liegt daran, dass die Heizung bei einer flachen Kurve weniger Energie benötigt, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen.
  4. Moderne Heizungsanlagen: Moderne Heizungen verfügen oft über eine automatische Heizkurven-Anpassung. Diese Funktion kann die Kurve an die aktuellen Witterungsbedingungen anpassen und so für eine noch bessere Nutzung sorgen.
  5. Selbstoptimierung: Sie können die Heizkurve auch selbst optimieren, indem Sie die Raumtemperatur an verschiedenen Tagen beobachten und die Vorlauftemperatur gegebenenfalls anpassen.
  6. Wartung: Achten Sie auf eine regelmäßige Wartung Ihrer Heizung, um die Effizienz zu gewährleisten.

Heizkurve der Wärmepumpe selbst einstellen: So gehen Sie vor

  • Führen Sie die Optimierung der Kurve bei Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad Celsius durch.
  • Stellen Sie die Raumthermostate einzeln auf die gewünschten Temperaturen ein. Im Schlafzimmer zum Beispiel sollte es kälter sein als in den Wohnräumen.
  • Informieren Sie sich im Handbuch Ihrer Wärmepumpe, wo die Vorlauftemperatur eingestellt werden kann.
  • Jede neue Einstellung sollte zu Testzwecken maximal zehn Prozent von der vorherigen Einstellung abweichen.
  • Beobachten Sie neue Einstellungen zunächst einige Tage, ehe Sie eine weitere Veränderung durchführen.
  • Um die Änderungen der Temperatur optimal zu messen, wählen Sie einen Raum aus, der meistens kalt ist.
  • Nehmen Sie die Einstellungen an einem Tag vor, am dem die Sonne nicht übermäßig scheint.
  • Die Optimierung der Heizkurve kann komplex sein. Es ist daher ratsam, einen Heizungsfachmann hinzuzuziehen, der über die nötige Erfahrung und das Fachwissen verfügt.

Es gibt verschiedene Fälle, in denen Sie die Kurve neu einstellen sollten. Hierzu zwei Beispiele: 

1. Sie stellen fest, dass die Temperatur im Raum an kalten Tagen zu niedrig ist. 

Das ist zu tun:

Erhöhen Sie die Steilheit der Heizkurve in kleinen Schritten, bis die gewünschte Raumtemperatur an kalten Tagen erreicht ist. Beobachten Sie die Auswirkungen auf die Raumtemperatur in der Übergangszeit und nehmen Sie gegebenenfalls weitere Anpassungen der Steilheit vor.

2. Sie stellen fest, dass die Raumtemperatur in der Übergangszeit zu gering ausfällt.

Das ist zu tun:

Senken Sie die Neigung der Heizkurve in kleinen Schritten, bis die gewünschte Raumtemperatur in der Übergangszeit erreicht ist. Beobachten Sie die Auswirkungen auf die Raumtemperatur an kalten Tagen und nehmen Sie gegebenenfalls weitere Anpassungen der Neigung vor. Durch die Senkung der Neigung wird die Heizkurvensteigung flacher, was bedeutet, dass die Vorlauftemperatur bei sinkenden Außentemperaturen langsamer ansteigt. Dies führt zu einer sparsameren Heizweise in der Übergangszeit, ohne die Raumtemperatur an kalten Tagen zu beeinträchtigen.

Aber: Die Optimierung der Heizkurve kann sehr komplex sein und es ist unbedingt ratsam ist, einen Heizungsfachmann hinzuzuziehen, wenn Sie sich unsicher fühlen oder die nötige Erfahrung und das Fachwissen rund um das Thema Heizen in Abhängigkeit von der Außentemperatur nicht besitzen.



Wie kann man Wärmepumpeneinstellungen optimieren? 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Wärmepumpeneinstellungen zu optimieren und die gesamte Heizung effizienter zu gestalten. 

  • Pufferspeicher nutzen
    Der Pufferspeicher ist eine Art „Zwischenspeicher“, in dem das warme Heizungswasser „gelagert“ wird, bis Sie es aufbrauchen. Er kann sich positiv auf die Effizienz auswirken. Der Pufferspeicher zeichnet sich durch die folgenden Vorteile aus:
  • Der Pufferspeicher kann Lastspitzen abfangen, es kommt zu einer gleichmäßigeren Auslastung.
  • Die Wärmepumpe und der Heizkreis können unabhängig voneinander arbeiten, was die Effizienz verbessern kann.
  • Der Pufferspeicher kann zusätzliche Energiequellen wie Solarthermie oder Kaminofen integrieren.
  • Überschüssige Wärme kann gespeichert und später genutzt werden.
Gut zu wissen:
Mit einem Pufferspeicher können meist geringere Vorlauftemperaturen gefahren werden, da die Wärmepumpenheizung nicht direkt den gesamten Heizbedarf decken muss. Dies wiederum erhöht die Wärmepumpeneffizienz und senkt den Energieverbrauch.
  • Umwälzpumpe richtig einstellen
    In der Wärmepumpenheizung befindet sich eine sogenannte Umwälzpumpe. Sie sorgt dafür, dass das im Heizsystem befindliche Wasser in Bewegung bleibt. Durch das Einstellen dieser Pumpe lässt sich Energie sparen. Am einfachsten ist es, eine vordefinierte Zeit einzustellen, innerhalb derer die Umwälzpumpe arbeiten soll, beispielsweise, um das benötigte Warmwasser aufzubereiten. Außerhalb der vordefinierten Zeitspannen schaltet sich die Pumpe ab, sodass der Energieverbrauch automatisch reduziert wird.
  • Bivalente Systeme optimal einstellen
    Betreiben Sie eine Kombination mit einer Gasheizung, also eine sogenannte Hybridwärmepumpe empfiehlt es sich, eine Einstellung zu wählen, die garantiert, dass die Wärmepumpe vorrangig verwendet wird. Erst wenn die benötigte Wärme nicht mehr durch sie bereitgestellt werden kann, sollte die Gasheizung zuschalten.
    Betreiben Sie die Wärmepumpe mit Photovoltaik, trifft der umgekehrte Fall zu. Sie sollten dann zuerst die kostenlose Wärme der Solarthermie nutzen, ehe die Pumpe zugeschaltet wird.
  • Wärmepumpenkühlfunktion optimal einstellen
    Nutzen Sie die Wärmepumpe nicht nur zum Heizen, sondern im Sommer auch als Klimaanlage, sollten auch diesbezüglich die richtigen Einstellungen vorgenommen werden, damit das System optimal arbeitet. Legen Sie einfach eine Temperatur fest, deren Überschreiten automatisch zum Einschalten beziehungsweise Abschalten der Kühlung führt.


Fazit

Damit die Wärmepumpe mit effizientem Betrieb läuft und keine zu hohen Energiekosten produziert, muss sie wie jede Heizung richtig eingestellt sein – abgestimmt auf die Außentemperatur. Stellen Sie fest, dass die Pumpe zu kalt oder zu warm eingestellt ist, können Heizkurvenanpassungen vorgenommen werden. Mit der richtigen Anpassung lassen sich Energie und Geld sparen, wobei viele Systeme inzwischen die Heizkurvenanpassung von selbst durchführen und so dafür sorgen, dass die Heizung möglichst genauso läuft, wie es sinnvoll ist. 

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.