Welche Wärmepumpe ist die richtige? Lohnt es sich, umzurüsten? Und wenn ja, wann amortisiert sich die Investition? Fragen, die sich Hausbesitzer immer häufiger stellen. Bei der Innung Spengler Sanitär und Heizungstechnik München haben Installateure die Möglichkeit, sich auf diesem Gebiet weiterzubilden, um in der Folge ihren Kunden zu den individuellen Umständen passende Lösungsvorschläge präsentieren zu können. Michael Engel ist Dozent und Ausbilder an der SHK-Innung und beantwortet für heizungsbau.net Fragen rund um die Wärmepumpe.

Über unseren Experten
Michael Engel arbeitet als Ausbilder und Dozent im Fachbereich Fort- und Weiterbildung der SHK Innung München. In Seminaren vermittelt der Experte der SHK Fachwissen zur Planung und Errichtung von Wärmepumpenanlagen.
Es gibt zahlreiche Wärmepumpenarten und als Laie kann einen das schnell überfordern. Welche Überlegungen sind denn Ihrer Ansicht nach die wichtigsten in diesem Zusammenhang?
Man sollte zunächst einmal überprüfen, wie weit das bestehende Heizsystem mit einer Wärmepumpe überhaupt kommen kann. Installateure können anhand von Gebäude- und Verbrauchsdaten herausfinden, wie viel Energie ein Haus tatsächlich braucht, ob mit den vorhandenen Heizkörpern gearbeitet werden kann und wie viel Energie man mit einer Wärmepumpe ins Haus bekommen könnte. Es gibt Gebäude, da funktioniert es rein mit einer Wärmepumpe leider nicht, ein Hybridsystem ist aber in den meisten Fällen trotzdem möglich. Wichtig bei den Vorabüberlegungen ist auch: Welche Quelle kann ich nutzen? Wir haben Luft, Grundwasser oder Erdwärme zur Verfügung. Bei Wasser sind Probebohrungen notwendig, um zu schauen, ob überhaupt Grundwasser kommt. Sie investieren also Geld, ohne zu wissen, ob es sich wirklich rentieren wird. Und Erdwärme kann man nicht überall einsetzen, denn oft ist das Hauptproblem, dass man das Bohrgerät gar nicht an die entsprechende Stelle bekommt. So ein Bohrgerät wiegt mehrere Tonnen und wenn es keinen Zugang zum Grundstück dafür gibt, dann bleibt nur die Möglichkeit, auf eine Luft-Wasser-Wärmepumpe auszuweichen.
Sie haben die Hybridlösung angesprochen, wann ist diese sinnvoll?
Wenn ich nur einen Teil der benötigten Heizlast mit einer Wärmepumpe abdecken kann, ist es sinnvoll, fossile und erneuerbare Energie zu kombinieren. In den meisten Fällen kann sogar der Bestandswärmeerzeuger weiter verwendet werden. Er wird an einen Pufferspeicher angeschlossen und ein externes Regelsystem entscheidet, wann das zweite Heizsystem unterstützend eingreift. Es gibt auch Hersteller, die diese Hybridregelung bereits in die Wärmepumpe integriert haben.

Während fossile Heizungsanlagen durch Verbrennung angetrieben werden, nutzt eine Wärmepumpe das Erdreich, die Luft oder das Grundwasser als Energiequelle. Welche Vorteile dies mit sich bringt, erfahren Sie in diesem Überblicksartikel.
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Welche Wärmepumpenquelle halten Sie persönlich für die beste?
Das ist natürlich sehr individuell. Man muss sich immer zuerst die Anforderungen ansehen, um die richtige Quelle zu wählen. Aber mein Favorit ist die Luft-Wasser-Wärmepumpe. Sie haben hier keine zusätzlichen Kosten für Bohrungen und Erschließung, sondern nur für die Rohrleitungen und die Aufstellung. Die Luft-Wasser-Wärmepumpe eignet sich für alle, die Frage ist nur, zu wie viel Prozent.
Bei einem Neubau ist es ja noch relativ einfach, eine Wärmepumpe zu installieren. Wenn ich allerdings ein Bestandsgebäude damit ausstatten möchte, wird es schon schwieriger. Worauf muss ich achten?
Die Vorlauftemperatur sollte maximal 55 Grad betragen. Sie können sich das vorstellen wie bei einem Automotor: Bei 55 Grad sind wir sozusagen in einem Drehzahlbereich, der in Ordnung ist. Bei höherer Temperatur kommen wir in den roten Bereich und das bedeutet nicht nur, dass der Stromverbrauch deutlich ansteigt, sondern auch, dass die Effizienz der Maschine leidet und sie schneller kaputt geht. Die entscheidende Frage ist aber: Wie viel Deckungsrate schaffe ich mit der Wärmepumpe bei 55 Grad Vorlauftemperatur in einem ungedämmten Altbau? Interessant ist: Gerade ältere Gebäude haben oft sehr große Heizkörper und damit kommt man erstaunlich weit und kann teilweise 80 Prozent der Heizperiode nur mit der Wärmepumpe abdecken. Bei weniger kann man immer noch über ein Hybridsystem nachdenken. Im Durchschnitt ist bei 20 Objekten übrigens nur eines dabei, bei dem die Heizkörper getauscht werden müssen.
Es wird immer wieder damit geworben, dass sich eine Wärmepumpe schnell amortisiert. Kann man das so pauschal sagen?
Wird die Anlage richtig ausgelegt und handelt es sich um eine gute Qualität, dann hält eine Luft-Wasser-Wärmepumpe gut 15 bis 20 Jahre und hat sich nach 10 bis 15 Jahren amortisiert. Bei einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe muss man bereits die Quellenerschließungskosten von derzeit etwa 8.000 Euro mit einberechnen, sie amortisiert sich erst nach frühestens 20 Jahren. Die effizienteste Form, die Erdwärme, ist die teuerste. Allein die Erschließungskosten liegen bei 16.000 Euro pro Bohrung und sie würde sich theoretisch erst nach 50 bis 100 Jahren amortisieren. Das macht also eher Sinn bei einem Gebäude mit 200 kW Heizleistungsbedarf, also Bürogebäuden oder Industriesiedlungen, denn da kann man das ganz anders auf die Betriebskosten umlegen. Bei einem Einfamilienhaus mit 4 bis 6 kW auf 150 Quadratmeter ist das eine tolle Sache – wenn man sich das leisten kann und will.
Wenn es draußen richtig kalt ist, schafft eine Wärmepumpe das denn?
Also bei minus 13 Grad muss sie sich schon sehr anstrengen. Aber wir haben in den letzten Jahren während der Heizperiode eine Außentemperatur von durchschnittlich plus 3 Grad gehabt. Und das ist durchaus wärmepumpenkonform. Eine Wärmepumpe hat im Prinzip eine einfache Funktion: verdampfen und kondensieren. Und dazwischen ist der Kompressor. Die entscheidende Frage ist immer, wie viel Strom brauche ich, also wie viel mechanische Energie muss ich zusätzlich einbringen? Wärmepumpen, vor allem Luft-Wasser-Wärmepumpen haben alle einen zweiten Wärmeerzeuger eingebaut, eine elektrische Zusatzheizung bei Bedarf.
Wärmepumpen haben viele Vorteile. Aber gibt es auch Nachteile?
Tatsächlich nicht. Der Wartungsaufwand ist deutlich geringer, Sie brauchen keinen Kaminkehrer mehr. Nur der Wärmetauscher muss regelmäßig gereinigt und zum Beispiel von Moos befreit werden, das war’s. Die aktuellen Maschinen sind sehr effizient, die elektronischen Bauteile regeln alles bis auf Feinste mit kleinen Kältemittelkreisläufen und umweltfreundlicheren Kältemitteln. Hinzu kommt, sie werden immer leiser und auch das Äußere wird immer ansprechender – natürlich auch abhängig vom Preis.

Gasheizung umrüsten auf Wärmepumpe
Eine Wärmepumpe ist in vielen Fällen eine gute Wahl, denn sie gehört derzeit zu den effizientesten Heizmethoden. Aber macht es auch Sinn, von funktionierendem Heizen mit Gas zum Beispiel auf eine Luft-Wasser-Wärmepumpe umzurüsten?
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Apropos Kältemittel. Die meisten haben keine allzu gute Umweltbilanz, Propan mal ausgenommen. Kann ich denn dann wirklich guten Gewissens eine Wärmepumpe kaufen?
In jedem Kühlschrank ist ein Kältemittel, über das wir uns nie Gedanken machen. Denn Kältemittel sind nur dann umweltunfreundlich, wenn sie in die Umwelt gelangen. Damit das nicht passiert, dürfen nur extra ausgebildete Spezialisten mit diesem Stoff arbeiten. Zum Beispiel, wenn doch einmal ein Kältemittel getauscht werden muss. Ab 2025 dürfen überhaupt nur noch Kältemittel verwendet werden, die einen GWP von weniger als 750 haben. Das ist im Vergleich zu Propan mit einem GWP von 3 immer noch sehr hoch, bei Propan aber ist das Problem, dass es ein Brennstoff ist und es somit aus Sicherheitsgründen ein Aufstellungsproblem gibt. Daran arbeiten die Hersteller aber bereits. Eine Alternative ist R32 mit einem GWP von rund 600.
Und wie ist es mit den Betriebskosten, wenn Strom jetzt auch teurer wird, ist es dann wirklich noch sparsamer?
Bei einem Neubau ist die Wärmepumpe in Kombination mit einer Fußbodenheizung das Optimale. Hier ist der Energieverbrauch so gering, dass das auch bei hohen Stromkosten sinnvoll abgedeckt werden kann – speziell in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage. Das ist auch eine Überlegung wert bei Bestandsgebäuden, wenn man zu hohe Stromkosten vermeiden möchte. Vor allem, weil ab 2023 für Photovoltaikanlagen die Mehrwertsteuer entfällt. Im Allgemeinen kann man sagen, dass eine Wärmepumpe ab 30 Cent pro Kilowattstunde zwar immer noch gut für die Umwelt ist, aber diese Betriebskosten muss ich mir erst einmal leisten können.
Das Wärmepumpenfeld ist ziemlich groß und vergleichsweise neu – ist das ein Problem für die Heizungsinstallateure?
Definitiv. Eine Wärmepumpe ist etwas ganz anderes als eine gängige Heizung auf Basis von Öl oder Gas. Das sind zwei Welten. Umso wichtiger ist es, dass Fossilinstallateure sich hier weiterbilden. Fragen Sie als Kunde genau nach, denn man kann davon ausgehen, dass mehr als die Hälfte aller Anlagen effizienter sein könnte. Die Wärmepumpen also weniger Energie verbrauchen würden, wenn sie richtig geplant und gebaut worden wären – passend zum Gebäude und seinen Anforderungen.