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Was ist der Wirkungsgrad?

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 21. August 2023
Lesedauer: 8 Minuten

Der Wirkungsgrad von Heizsystemen ist mehr als nur eine Zahl – er entscheidet über Effizienz, Nachhaltigkeit und letztlich auch über die Kosten, die auf den Verbraucher zukommen. Von den Rätseln um Wirkungsgrade über 100% bei Wärmepumpen bis hin zu den Auswirkungen äußerer Bedingungen auf unsere Heizungen: Erfahren Sie in diesem Artikel die komplexen Zusammenhänge, die bestimmen, wie gut Ihr Heizsystem wirklich arbeitet, und erfahren Sie, wie Sie es optimal nutzen können.

Wirkungsgrad Definition

Der Wirkungsgrad einer Heizung ist ein Maß dafür, wie effizient eine Heizung die ihr zugeführte Energie (oftmals in Form von Gas, Öl, Strom oder Biomasse) in Wärme umwandelt. Er wird meist in Prozent angegeben.

Wenn man den Wirkungsgrad genauer betrachtet, bezieht er sich auf das Verhältnis von abgegebener nutzbarer Wärmeenergie zu der zugeführten Gesamtenergie.

Ein paar zusätzliche Punkte zur Verdeutlichung:

  • Verluste: In realen Systemen gibt es immer Verluste, etwa durch Abgase, Strahlung oder andere Faktoren. Wenn eine Heizung einen Wirkungsgrad von 90% hat, werden 90% der zugeführten Energie in nutzbare Wärme umgewandelt, während die restlichen 10% als Verluste betrachtet werden.
  • Moderne Heizsysteme: Viele moderne Heizsysteme, insbesondere Brennwertgeräte, haben sehr hohe Wirkungsgrade von 90% oder mehr, da sie die in den Abgasen enthaltene Wärme besser nutzen können.
  • Bedeutung für den Verbraucher: Ein höherer Wirkungsgrad bedeutet in der Regel niedrigere Energiekosten und einen geringeren CO2-Ausstoß, da weniger Brennstoff benötigt wird, um die gewünschte Wärmeleistung zu erzielen.

Insgesamt ist der Wirkungsgrad ein zentrales Maß dafür, wie ökonomisch und ökologisch eine Heizung arbeitet. Ein hoher Wirkungsgrad zeigt an, dass das Heizsystem effizient arbeitet und die zugeführte Energie weitgehend in nutzbare Wärme umsetzt.

Wie wird der Wirkungsgrad berechnet? 

Der Wirkungsgrad (η) eines Systems oder einer Maschine wird im Allgemeinen durch das Verhältnis von Nutzenergie (oder nutzbare Arbeit) zu zugeführter Energie bestimmt.

Für Heizsysteme lässt sich der Wirkungsgrad mit folgender Formel berechnen:

η = nützlich abgegebene Wärmeenergie zugeführte Gesamtenergie

Jetzt zerlegen wir diese Formel, um diese besser zu verstehen:

  • Nützlich abgegebene Wärmeenergie: Das ist die Menge an Energie, die das Heizsystem tatsächlich zur Verfügung stellt, um einen Raum oder ein Gebäude zu erwärmen. Sie wird normalerweise in Kilowattstunden (kWh) gemessen.
  • Zugeführte Gesamtenergie: Das ist die Menge an Energie, die dem System in Form von Brennstoffen wie Gas, Öl oder Strom zugeführt wird, ebenfalls in Kilowattstunden (kWh).

Wenn Sie diese beiden Werte kennen, setzen Sie sie einfach in die Formel ein und multiplizieren das Ergebnis mit 100, um den Wirkungsgrad in Prozent zu erhalten.

Beispiel: Nehmen wir an, einer Heizung wird eine Energiemenge von 100 kWh in Form von Gas zugeführt. Nach dem Betrieb hat die Heizung 90 kWh an Wärmeenergie an den Raum abgegeben.

η = 100 kWh 90 kWh = 0,9

Multipliziert mit 100 ergibt das einen Wirkungsgrad von 90%.

Das bedeutet, dass 90% der zugeführten Energie als nutzbare Wärme abgegeben wurde, während 10% durch verschiedene Verlustmechanismen verloren ging.

Es ist wichtig zu beachten, dass der real erreichbare Wirkungsgrad durch viele Faktoren beeinflusst wird, darunter die Art und Qualität des Brennstoffs, das Design des Heizsystems, Wartungszustand und sogar die Außentemperatur. Daher ist es wichtig, regelmäßige Wartungen durchzuführen und das System effizient zu betreiben, um einen hohen Wirkungsgrad aufrechtzuerhalten.

Lässt sich ein Wirkungsgrad optimieren?

Ja, der Wirkungsgrad eines Systems, insbesondere von Heizsystemen, lässt sich optimieren. Die Optimierung des Wirkungsgrads trägt dazu bei, Energie zu sparen und somit auch Kosten zu reduzieren. Hier sind einige allgemeine und spezifische Methoden, wie man den Wirkungsgrad eines Heizsystems optimieren kann:

  • Regelmäßige Wartung: Ein gut gewartetes Heizsystem arbeitet effizienter. Das Reinigen von Brennern, das Überprüfen von Dichtungen und das Austauschen alter oder defekter Teile kann die Effizienz signifikant steigern.
  • Brennwerttechnik nutzen: Brennwertgeräte nutzen die Wärme der Abgase, die bei älteren Heizsystemen ungenutzt durch den Schornstein entweichen. Durch diese Technik kann der Wirkungsgrad erheblich gesteigert werden.
  • Isolation verbessern: Eine gute Isolierung des Gebäudes reduziert den Wärmebedarf, sodass die Heizung weniger arbeiten muss. Zusätzlich kann man Heizungsrohre isolieren, um Wärmeverluste auf dem Weg zum Heizkörper oder zur Warmwasserbereitung zu vermindern.
  • Hydraulischer Abgleich: Dabei wird sichergestellt, dass das Heizwasser optimal auf die Heizkörper verteilt wird. Ein hydraulisch abgeglichenes System arbeitet effizienter und verbessert den Wirkungsgrad.
  • Einsatz von modernen Steuerungen: Thermostate, die auf Zeitpläne programmiert werden können, oder smarte Heizungssteuerungen, die den Bedarf anpassen, können den Energieverbrauch reduzieren.
  • Optimierung der Vorlauftemperatur: Die Vorlauftemperatur sollte so niedrig wie möglich eingestellt werden, solange die gewünschte Raumtemperatur noch erreicht wird. Niedrigere Vorlauftemperaturen steigern die Effizienz von Brennwertgeräten.
  • Erneuerbare Energiequellen nutzen: Die Integration von Solarthermie oder Wärmepumpen kann den Energieverbrauch von fossilen Brennstoffen reduzieren und so den Gesamtwirkungsgrad des Systems im Hinblick auf den Primärenergiebedarf verbessern.
  • Größe des Heizsystems: Ein überdimensioniertes Heizsystem arbeitet oft ineffizient. Es ist wichtig, dass das System auf den tatsächlichen Bedarf des Gebäudes abgestimmt ist.
  • Bildung und Schulung: Ein informierter Betreiber oder Hausbesitzer, der versteht, wie das System funktioniert, kann dieses effizienter betreiben.

Die spezifischen Optimierungsmöglichkeiten können je nach Art und Alter des Heizsystems sowie den geografischen und klimatischen Bedingungen variieren. Ein Fachmann kann helfen, die besten Maßnahmen zur Steigerung des Wirkungsgrads eines bestimmten Heizsystems zu identifizieren.

Wirkungsgrade unterschiedlicher Heizsysteme

Heizsystem Typischer Wirkungsgrad
Gasheizung (Standard) 85% – 90%
Gasheizung (Brennwert) 90% – 98%
Ölheizung (Standard) 85% – 90%
Ölheizung (Brennwert) 90% – 95%
Pellet-Heizung 85% – 90%
Wärmepumpe (Luft-Wasser) 300% – 400%
Wärmepumpe (Sole-Wasser) 400% – 500%
Elektroheizung Nahezu 100%
Holzvergaser 80% – 90%
Blockheizkraftwerk (BHKW) 85% – 95%

Anmerkung: Bei den Wärmepumpen werden Wirkungsgrade über 100% angegeben. Das mag paradox klingen, ist aber darauf zurückzuführen, dass Wärmepumpen Energie aus der Umwelt (z.B. aus dem Erdreich oder der Luft) aufnehmen und diese zusätzlich zur Antriebsenergie als Heizenergie nutzen. Der Wert über 100% stellt hierbei die Leistungszahl (COP) dar und zeigt, wie effizient die Wärmepumpe Energie aus der Umwelt für Heizzwecke nutzt. Ein COP von 300% bedeutet beispielsweise, dass für 1 kWh elektrische Energie, die in die Wärmepumpe eingespeist wird, 3 kWh Heizenergie bereitgestellt werden.

Bitte beachten Sie, dass die tatsächlichen Wirkungsgrade je nach spezifischem Modell, Installationsbedingungen, Nutzungsmustern und Wartung variieren können. Es ist immer ratsam, spezifische Informationen von Herstellern oder Fachleuten zu erhalten, wenn man ein neues Heizsystem in Betracht zieht.



Häufig gestellte Fragen (FAQs) zum Wirkungsgrad 

Was bedeutet es, wenn ein Heizsystem einen Wirkungsgrad von 100% hat?

Ein Wirkungsgrad von 100% würde bedeuten, dass das Heizsystem jede zugeführte Energieeinheit vollständig in nutzbare Wärme umwandelt, ohne jegliche Verluste. In der Praxis ist dies bei den meisten Heizsystemen nicht erreichbar, da immer einige Energieverluste durch Abgase, Strahlung oder andere Faktoren auftreten. Elektroheizungen können jedoch nahezu einen Wirkungsgrad von 100% erreichen, da sie elektrische Energie direkt in Wärme umwandeln.

Warum haben Wärmepumpen einen Wirkungsgrad von über 100%?

Wärmepumpen nutzen Umgebungswärme (z.B. aus der Erde, Wasser oder Luft) und fügen sie der vom System bereitgestellten Wärme hinzu. Der „Wirkungsgrad“ von Wärmepumpen, oft als Leistungszahl (COP) bezeichnet, gibt an, wie viel Heizenergie im Verhältnis zur aufgewendeten elektrischen Energie bereitgestellt wird. Ein COP von 400% bedeutet z.B., dass für jede kWh elektrischer Energie, die in das System eingeht, 4 kWh Heizenergie erzeugt werden. Dies ist möglich, weil die Wärmepumpe zusätzliche Energie aus der Umwelt aufnimmt.

Wie beeinflussen äußere Bedingungen den Wirkungsgrad einer Heizung?

Äußere Bedingungen, wie z.B. Außentemperatur, können den Wirkungsgrad eines Heizsystems erheblich beeinflussen. Bei sehr niedrigen Temperaturen muss eine Heizung z.B. härter arbeiten, um das gewünschte Temperaturniveau zu erreichen. Dies kann den Wirkungsgrad verringern. Insbesondere Luft-Wasser-Wärmepumpen können bei extrem niedrigen Außentemperaturen weniger effizient sein, da weniger Umgebungswärme verfügbar ist.

Gibt es einen Unterschied zwischen dem theoretischen und dem realen Wirkungsgrad?

Ja, der theoretische Wirkungsgrad ist der maximal erreichbare Wirkungsgrad unter idealen Bedingungen, während der reale Wirkungsgrad den tatsächlichen Wirkungsgrad in praktischen Einsatzszenarien angibt. In der Realität können Faktoren wie Abnutzung, schlechte Wartung, ungünstige Installationsbedingungen oder suboptimale Betriebsbedingungen dazu führen, dass der tatsächliche Wirkungsgrad unter dem theoretischen Wert liegt.

Kann der Wirkungsgrad im Laufe der Zeit variieren?

Ja, der Wirkungsgrad eines Heizsystems kann über die Zeit abnehmen, insbesondere wenn regelmäßige Wartungen vernachlässigt werden. Ablagerungen, verschlissene Komponenten oder andere Faktoren können die Effizienz verringern. Regelmäßige Überprüfungen und Wartungen sind entscheidend, um einen hohen Wirkungsgrad über die Lebensdauer des Systems hinweg sicherzustellen.

Beeinflusst der Wirkungsgrad die Lebensdauer eines Heizsystems?

Ein hoher Wirkungsgrad kann indirekt auf ein gut funktionierendes und effizientes Heizsystem hinweisen, was sich positiv auf die Lebensdauer auswirken kann. Ein ineffizient arbeitendes System kann stärkeren Verschleiß und häufigere Ausfälle erfahren. Darüber hinaus kann ein System, das ständig mit niedriger Effizienz arbeitet, höhere Betriebskosten und einen höheren Energieverbrauch aufweisen.

Weiterführende Informationen

Literatur

  1. A. J. Schwab: Elektroenergiesysteme – Erzeugung, Transport, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie, 2006
  2. J. Grehn, J. Krause, Metzler Physik, 1998

Online Publikationen

  1. Wirkungsgrad Wärmepumpe
  2. Wirkungsgrad Kaminofen

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.