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Heizungstechnik

Bioöl: Das Heizöl mit biologischem Anteil

Jérôme Grad
Verfasst von Jérôme Grad
Zuletzt aktualisiert: 12. März 2020
Lesedauer: 8 Minuten
©Elisabeth Schittenhelm - istockphoto.com

Bio-Heizöl bietet die Möglichkeit, trotz alter Ölheizung umweltfreundlichere Energie zu beziehen. Denn selbst wenn Sie große Investitionen zur Umrüstung Ihrer Heizung scheuen, können Sie mit dem Bioöl trotzdem die CO2-Bilanz reduzieren. Haben Sie sich zur Anschaffung entschlossen, sollten Sie sicherstellen, dass Ihr Gerät für das gemischte Heizöl geeignet ist.

Alles auf einen Blick:

  • Bio-Heizöl ist ein Ölgemisch aus fossilen und nachwachsenden Rohstoffen, das mindestens 3 Prozent Bioöl beinhaltet.
  • Für den Bio-Rohstoff werden meist Raps, Soja oder Sonnenblumen verwendet, deren Öl mit Methanol vermengt wird.
  • Diese Ölsorte können Sie bis zu einem Bioöl-Prozentsatz von 5,9 ohne Bedenken in Ihrer herkömmlichen Ölheizanlage nutzen. Übersteigt die Menge der Biomasse diesen Wert, ist meist eine Umrüstung erforderlich.
  • Der Vorteil eines solchen Brennstoffs liegt in der Nachhaltigkeit und der geringeren Abhängigkeit vom fossilen Brennstoff.
  • Nachteilig ist vor allem der höhere Preis. So müssen Sie im Schnitt mit 10 Prozent Mehrausgaben im Verhältnis zum normalen Heizöl rechnen. Auch die Beschaffung kann sich mitunter schwierig gestalten.

Definition

Beim Bio-Heizöl handelt es sich um ein Brennstoffgemisch aus schwefelarmem Erdöl und biologischem Öl, welches meist aus Raps besteht. Die DIN 51603-6 legt fest, dass mindestens 3 Prozent Bioöl vertreten sein muss.

Was ist Bio-Heizöl?

Als Bio-Heizöl wird Öl bezeichnet, das regenerativen Flüssig-Brennstoff beinhaltet. Es ist damit kein rein biologisches, aus Pflanzen bestehendes Öl, sondern ein Gemisch aus fossilen und nachwachsenden Brennstoffen.

Wie ist Bio-Heizöl zusammengesetzt?

Heizöl wird aus Erdöl gewonnen. Für die Kombination mit Bioöl wird eine Ölsorte mit niedrigem Schwefelanteil genutzt. Dies hat den Vorteil, dass der Geruch für Menschen nicht wahrnehmbar ist und das Material rückstandsfrei verbrennt. Den Anteil des regenerativen Brennstoffs bildet meist Raps-, Soja- oder Sonnenblumenöl.

Um als Bio-Heizöl zu gelten, muss es der in der DIN 51603-6 definierten Norm entsprechen. Diese schreibt vor, dass das Gemisch erst bei mindestens 3 Prozent Anteil des Bio-Rohstoffs als Bio-Heizöl bezeichnet werden darf. Übliche Kennzeichnungen ist Heizöl EL A, beispielsweise Heizöl EL A Bio.

Beträgt der Bio-Rohstoffanteil zwischen 3 und 5,9 Liter pro 100 Liter, erhält das Produkt die Klassifizierung B5. Mit B10 werden die Heizöle bezeichnet, die zwischen 5,9 und 10,9 Prozent der biologischen Masse aufweisen. Vereinzelt gibt es mittlerweile auch Heizöl mit 15-prozentigem, biologischem Brennstoff.

Wie wird Heizöl mit biologischem Anteil hergestellt?

Der biologische Brennstoff, meist Raps, besteht aus Methanol und Fettsäuremethylestern, kurz FAME (engl.: Fatty Acid Methyl Ester) genannt. Das Öl kommt aus den Rapssamen und wird durch Mahlen gewonnen. Dieses wird mit dem Methanol vermengt, beim anschließenden Erhitzen lösen sich die chemischen Strukturen und ordnen sich neu an. Dieses Gemisch wird abschließend mit dem schwefelarmen, extra leichten Heizöl vermengt.

Nutzungsmöglichkeiten

Verschiedene Bezeichnungen helfen bei der Frage nach der Nutzungsmöglichkeit von biologischem Heizöl für herkömmliche Ölheizungen. Ist der Wert des Bio-Rohstoffs höher, muss die Heizanlage entsprechend umgebaut werden.

Welche Heizsysteme sind für die Verwendung von Bio-Heizöl geeignet?

Ob Sie das Heizöl in Ihrer Heizanlage nutzen können, ist von dessen Beschaffenheit abhängig. Beachten Sie dabei den Anteil des Bioöls. Bei einem Wert zwischen 3 und 5,9 Liter pro 100 Liter ist die Nutzung der herkömmlichen Heizung problemlos ohne Veränderung möglich. Bei Heizöl mit 5,9 bis 10,9 Liter auf 100 Liter können technische Umrüstungen notwendig werden. Bei einem noch höheren Wert ist eine Umrüstung sehr oft notwendig.

Wenn Sie sich für dessen Einsatz entscheiden, können Sie dies mit einer herkömmlichen Ölheizung oder Öl-Brennwertheizung tun. Es bietet sich aber auch eine Hybridheizung an.

Können Sie biologisches Heizöl ohne Umbau der Heizanlage nutzen?

Laut Verband der Deutschen Biokraftindustrie e.V. (VDB) kann ein Heizöl mit einem Bioöl-Wert von bis zu 5,9 Prozent ohne Umrüstung für eine Ölheizung benutzt werden. Bei älteren Anlagen sollten Sie sich in jedem Fall beim Hersteller rückversichern. Neuere Heizanlagen bieten mitunter sogar einen problemlosen Einsatz von Heizöl B10. Auch hier gilt: Erkundigen Sie sich beim Hersteller.

Vorteile und Nachteile

Wie bei allen Heizsystemen gibt es auch bei Bio-Heizöl einige Vor- und Nachteile. Hervorzuheben sind der ökologische und zukunftsweisende Faktor, dem gegenüber steht der hohe Preis für die Anschaffung.

Welche Vor- und welche Nachteile hat Bioöl?

Die Vorteile sind:

  • Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe: Es ergibt sich eine bessere CO2-Bilanz, dadurch eine Verminderung des Treibhauseffekts, was sich wiederum positiv auf die Umwelt auswirkt.
  • Nachhaltiges Heizen: Durch die Senkung des fossilen Brennstoffs machen Sie auch dann einen Schritt in Richtung nachhaltiges Heizen, wenn Sie kein Budget für höhere Kosten durch einen Umbau oder Austausch der Heizanlage haben.
  • Geringere Abhängigkeit von Preis-Schwankungen: Je höher die Menge des nachwachsenden Rohstoffs ist, desto weniger wird Ihr Geldbeutel bei steigenden Preisen für Erdöl belastet.
  • Geringere Schwefel-Dosis: Im Vergleich zu herkömmlichem Heizöl bietet das Bioöl noch weniger Schwefelmenge, lästige Gerüche kommen gar nicht vor.

Dem stehen folgende Nachteile gegenüber:

  • Herkömmliches Heizöl ist durchschnittlich etwas günstiger als Heizöl EL A Bio.
  • Das Angebot ist nicht in allen Regionen Deutschlands ohne Weiteres verfügbar.
  • Öl bleibt Öl: Die Menge an fossilem Brennstoff ist zwar geringer als bei herkömmlichem Heizöl, zur Erdölgewinnung wird dennoch das naturbelastende Fracking-Verfahren angewandt.
  • Unklare Zukunft: Monatliche Schwankungen, abhängig vom Marktpreis, können zu unterschiedlichen Kosten von Jahr zu Jahr führen. Zudem gilt fossiles Heizöl als begrenzt vorhandener Rohstoff.
  • Konkurrenz zu Nahrungsmittel: Die Agrarfelder zur Produktion des Bioöls stehen in Konkurrenz zu den Feldern zum Anbau von Nahrungsmitteln. Mit einer ständig steigenden Weltbevölkerung und einem dadurch steigenden Nahrungsmittelbedarf ist ein gut geplanter Anbau notwendig.

Preise

Der Preis für Bio-Heizöl ist in der Regel rund 10 Prozent teurer als herkömmliches Heizöl, das im Jahr 2019 bei circa 65 Cent pro Liter liegt. Allerdings schwankt der Preis täglich, sodass monatliche Abweichungen von einigen Cent nicht unüblich sind.

Was kostet Bio-Heizöl aktuell?

Der Preis von Heizöl und damit auch von Bio-Heizöl ist vom täglich variierenden Marktpreis abhängig. Entscheidende Faktoren sind politische Spannungen in ölliefernden Ländern oder Naturkatastrophen. Dazu kommen die regionalen Unterschiede. So ist der Preis im Norden Deutschland meist niedriger als im Süden.

Daher ist es sinnvoll, monatliche Durchschnittspreise zu berechnen. Im ersten Halbjahr 2019 lag der Preis bei durchschnittlich 65 Cent pro Liter. Zum Vergleich: Noch im November 2018 waren 90 Cent pro Liter fällig. Bei der Angabe dieser Preise dient eine Abnahmemenge von 3.000 Liter pro Bestellung als Grundlage. Bestellen Sie weniger, kann der Liter-Preis noch höher ausfallen.

Auch der Lieferzeitpunkt hat Einfluss auf den Preis. Meist ist der Preis im Frühjahr und Sommer günstiger als im Herbst oder Winter. Eine Garantie für den besten Einkaufspreis ist der saisonale Faktor aber nicht zwangsläufig.

IST BIO-HEIZÖL RENTABEL?:
Durchschnittlich sollten Sie mit rund 10 Prozent Mehrausgaben im Verhältnis zu normalen Heizölpreisen rechnen. Rein ökonomisch gesehen, ist es daher aktuell nicht rentabel.
 

Aufgrund Ihrer relativ hohen Anschaffungskosten (im mittleren vierstelligen Bereich) sind reine Bioölkessel bislang noch keine wirkliche Option für Privathaushalte. Allerdings könnte sich dies mit ansteigender Nachfrage und Angeboten in den nächsten Jahren ändern, gerade wenn die Preise für Erdöl steigen sollten und sich das Konsumentenverhalten ändert. Dann kann die Ölheizung mit einem hohen Anteil an biologischen Rohstoff eine Alternative zu Pellet- oder Gasheizungen sein.

TIPP:
Eine gute Option zur Überbrückung von fossilen Heizformen zu jenen mit erneuerbaren Energien bietet die Hybridheizung, eine Mischung aus Ölheizung und einer Heizung aus Solarthemie.
 

Wo können Sie Bioöl kaufen?

Prinzipiell können Sie das Heizmaterial bei Ihrem Heizöllieferanten bestellen. Allerdings ist das Angebot in Deutschland überschaubar. Gerade das höher konzentrierte B10 ist nicht überall erhältlich, was sich wiederum auf das Preisniveau auswirkt.

Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, Ihre Heizanlage mit Bio-Rohstoff zu heizen, beauftragen Sie am besten eine Heizungsbau-Fachkraft. Er hilft Ihnen nicht nur bei der der Beschaffung von Heizöl EL A Bio, sondern testet auch, ob Ihre Heizanlage entsprechend geeignet ist. Alternativ können Sie diese Information auch beim Hersteller der Ölheizung erfragen.

TIPP:
Achten Sie beim Kauf unbedingt auf die Bezeichnung Heizöl EL A Bio und die entsprechende Zahl. Das EL steht für extraleichtes, schwefelarmes Heizöl, das A steht für alternativ und die Zahl für den Anteil des Bioöls im Brennstoff.
 

Fazit

Bio-Heizöl ist kein rein umweltfreundliches Öl, denn es besteht nur zu einer geringen Menge aus einem nachwachsenden Rohstoff, nämlich zwischen 3 und 10 Prozent. Doch mit der Nutzung von Raps-, Soja- oder Sonnenblumenöl machen Sie sich ein wenig unabhängiger vom fossilen Brennstoff und damit von den tagesaktuellen Schwankungen des Ölpreises. Der große Nachteil im Vergleich zu normalem Heizöl ist der aktuell höhere Preis. Circa 10 Prozent mehr müssen Sie kalkulieren, zudem ist die Beschaffung nicht immer einfach. Dies kann sich zukünftig aber ändern, wenn der Ölpreis steigt.

Für den Einsatz bei älteren Ölheizanlagen ist das Heizöl bis zu einem Bioöl-Prozentsatz von 5,9 problemlos zu nutzen. Übersteigt die Menge der Biomasse diesen Wert, ist bei herkömmlichen Anlagen meist eine Umrüstung erforderlich.

Über unsere*n Autor*in
Jérôme Grad
Nach seinem Studium verschrieb sich Jérôme komplett der Tätigkeit als Redakteur, zunächst im Sportbereich, später im Zeitungsverlag. Journalistische Erfahrungen sammelte er in Print- und Onlineredaktionen, darunter unter anderem beim Kicker Sportmagazin und nordbayern.de.