Heizungsbau.net Icon
H

Was ist ein Heizwärmebedarf?

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 18. August 2023
Lesedauer: 7 Minuten
©Heizungsbau.net

Im Heizungsbau begegnen uns viele Begriffe, von denen wir nicht immer sofort eine klare Vorstellung haben. Einer dieser Begriffe ist der „Heizwärmebedarf“. Aber was genau verbirgt sich dahinter und warum ist er so wichtig für uns? In diesem Artikel widmen wir uns dem Thema „Heizwärmebedarf“ in all seinen Facetten.

Definition

Der Heizwärmebedarf eines Gebäudes bezeichnet die Energie bzw. Maß für die Menge an Wärme, die benötigt wird, um in allen Räumen eine angenehme und gleichmäßige Temperatur zu gewährleisten. Dieser Wert wird meistens in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/(m²a)) angegeben und ist von verschiedenen Faktoren abhängig.

Bedeutung von Heizwärmebedarf im Heizungsbau

Im Heizungsbau ist der Heizwärmebedarf ein wesentlicher Faktor für die Planung und Umsetzung eines effizienten Heizsystems. Er hilft dabei, die passende Heizungsanlage auszuwählen und korrekt zu dimensionieren. Ein richtig berechneter Heizwärmebedarf trägt dazu bei, unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden und Betriebskosten zu minimieren. Je niedriger der Heizwärmebedarf, desto geringer sind die Heizkosten und die Umweltauswirkungen. Ein hoher Heizwärmebedarf deutet auf eine schlechte Isolierung und/oder eine ineffiziente Heiztechnik hin und bietet ein großes Einsparpotenzial.

Faktoren, die den Heizwärmebedarf beeinflussen

Verschiedene Faktoren können den Heizwärmebedarf eines Gebäudes beeinflussen. Dazu gehören neben der Gebäudeisolierung auch die Innen- und Außentemperatur sowie die Energieeffizienz des jeweiligen Heizungssystems.

FaktorEinfluss auf den Heizwärmebedarf
Gebäudegröße und -formGrößere Gebäude benötigen in der Regel mehr Wärme, um eine angenehme Innentemperatur aufrechtzuerhalten. Gebäude mit komplexen Formen haben in der Regel mehr Außenfläche, durch die Wärme entweichen kann, und benötigen daher mehr Heizwärme.
IsolierungEine gute Isolierung reduziert den Wärmeverlust durch Wände, Decken und Fenster, wodurch der Heizwärmebedarf gesenkt wird.
Lage und KlimaIn kalten Klimazonen oder in Gebieten mit starken Temperaturschwankungen ist der Heizwärmebedarf in der Regel höher als in milden Klimazonen.
Nutzungsart und -intensitätEin Gebäude, das rund um die Uhr genutzt wird, hat einen höheren Heizwärmebedarf als ein Gebäude, das nur tagsüber genutzt wird. Ebenso kann die Art der Nutzung, beispielsweise ob es sich um Wohn- oder Gewerberäume handelt, den Heizwärmebedarf beeinflussen.
Heizsystem und EnergieeffizienzDie Art des Heizsystems und dessen Energieeffizienz haben einen direkten Einfluss auf den Heizwärmebedarf. Effizientere Systeme können die gleiche Menge an Wärme mit weniger Energie erzeugen.

Wie wird der Heizwärmebedarf berechnet

Formeln und Methoden zur Berechnung

Die Berechnung des Heizwärmebedarfs ist eine komplexe Aufgabe, die viele verschiedene Faktoren berücksichtigt. Dazu gehören unter anderem die Isolation des Gebäudes, die klimatischen Bedingungen, die Anzahl und Art der Fenster und Türen, die Raumhöhe und die Art der Heizung. All diese Faktoren werden in speziellen Formeln und Methoden berücksichtigt, um den Heizwärmebedarf so genau wie möglich zu bestimmen.

Softwarewerkzeuge für die Berechnung

Heute gibt es eine Vielzahl von Softwarewerkzeugen, die die Berechnung des Heizwärmebedarfs vereinfachen und präzisieren. Diese Tools berücksichtigen alle relevanten Faktoren und liefern genaue Ergebnisse, die als Grundlage für die Planung und Optimierung der Heizsysteme dienen können.

Verringerung des Heizwärmebedarfs: Tipps und Techniken

Der Heizwärmebedarf lässt sich durch verschiedene Maßnahmen reduzieren:

Verbesserung der Gebäudeisolierung

Eine der effektivsten Methoden zur Reduzierung des Heizwärmebedarfs ist die Verbesserung der Gebäudeisolierung. Dies kann durch Maßnahmen wie das Anbringen von Wärmedämmverbundsystemen, den Austausch von Fenstern oder die Dämmung des Dachs erreicht werden.

Regulierung der Innentemperatur

Indem man die Innentemperatur bewusst reguliert und nicht zu hoch einstellt, kann man den Heizwärmebedarf senken. Bereits eine Absenkung der Temperatur um 1 Grad kann eine Energieersparnis von bis zu 6% bedeuten.

Verwendung von energieeffizienten Heizsystemen

Auch der Einsatz von energieeffizienten Heizsystemen kann dazu beitragen, den Heizwärmebedarf zu senken. Moderne Heizsysteme, wie z.B. Wärmepumpen oder Brennwertgeräte, nutzen die zugeführte Energie effizienter und erzeugen mehr Wärme pro verbrauchter Energieeinheit, was den Heizwärmebedarf reduziert.

Bedeutung des Heizwärmebedarfs für die Energieeffizienz

Ein niedriger Heizwärmebedarf trägt maßgeblich zur Energieeffizienz eines Gebäudes bei. Mit einem geringen Heizwärmebedarf lassen sich Energie und Kosten einsparen, und gleichzeitig leistet man einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz.

Energieeinsparung und Umweltschutz

Ein geringerer Heizwärmebedarf führt zu einem geringeren Energieverbrauch. Dies hilft nicht nur, Kosten zu sparen, sondern reduziert auch die CO2-Emissionen und trägt so zum Umweltschutz bei.

Kostenersparnis

Durch eine Reduzierung des Heizwärmebedarfs können Sie Ihre Heizkosten erheblich senken. Diese Ersparnis kann für andere Bereiche genutzt oder in weitere Energieeffizienzmaßnahmen investiert werden.



Häufig gestellte Fragen (FAQs) zum Heizwärmebedarf

Was ist der Unterschied zwischen Heizwärmebedarf und Heizenergiebedarf?

Antwort: Der Heizwärmebedarf beschreibt die Menge an Wärme, die benötigt wird, um die gewünschte Innentemperatur in einem Gebäude aufrechtzuerhalten, ohne die Energieverluste des Heizsystems zu berücksichtigen. Der Heizenergiebedarf hingegen berücksichtigt auch diese Verluste, die zum Beispiel durch die Verteilung und Speicherung der Wärme entstehen.

Ist ein niedriger „Heizwärmebedarf“ immer besser?

In der Regel ja, ein niedriger Heizwärmebedarf bedeutet in der Regel geringere Heizkosten und einen kleineren CO2-Fußabdruck. Allerdings sollte die Behaglichkeit und Gesundheit der Bewohner nicht beeinträchtigt werden.

Wie oft sollte der Heizwärmebedarf berechnet werden?

Antwort: Eine Neuberechnung des Heizwärmebedarfs sollte durchgeführt werden, wenn wesentliche Änderungen an der Gebäudestruktur oder Nutzung vorgenommen wurden. Dazu können umfangreiche Sanierungen, Umbauten oder eine Änderung der Nutzung (z.B. von Wohn- zu Gewerbezwecken) gehören.

Gibt es gesetzliche Vorgaben für den Heizwärmebedarf?

Antwort: In vielen Ländern, einschließlich Deutschland, gibt es gesetzliche Vorschriften zur Energieeffizienz von Gebäuden, die unter anderem den Heizwärmebedarf betreffen. Diese Vorschriften sind meistens in der jeweiligen Energieeinsparverordnung oder in ähnlichen Regelungen zu finden.

Welche Rolle spielt der Heizwärmebedarf beim Immobilienkauf?

Antwort: Der Heizwärmebedarf kann beim Kauf einer Immobilie einen wichtigen Anhaltspunkt für die zu erwartenden Heizkosten bieten. Ein hoher Heizwärmebedarf kann auf einen hohen Energieverbrauch und somit auf hohe Kosten hinweisen.

Wie wirkt sich die Gebäudeform auf den Heizwärmebedarf aus?

Antwort: Die Gebäudeform kann einen Einfluss auf den Heizwärmebedarf haben. Ein kompaktes Gebäude mit weniger Außenfläche hat in der Regel einen geringeren Heizwärmebedarf als ein gleich großes Gebäude mit einer komplexeren Form und mehr Außenfläche.

Fazit

Der Heizwärmebedarf ist ein entscheidender Faktor für die Energieeffizienz eines Gebäudes und somit auch für die Heizkosten und die Umweltbelastung. Durch ein besseres Verständnis dieses Konzepts und die richtige Anwendung von Maßnahmen zur Reduzierung des Heizwärmebedarfs kann jeder von uns dazu beitragen, Energie und Geld zu sparen und gleichzeitig unsere Umwelt zu schützen. Daher lohnt es sich, sich mit dem Thema Heizwärmebedarf auseinanderzusetzen und nach Möglichkeiten zur Optimierung zu suchen.

Weiterführende Informationen

Literatur

  1. Christian Pöhn, Anton Pech, Thomas Bednar & Wolfgang Streicher, Heizwärmebedarf, in: Bauphysik — Erweiterung 1. Baukonstruktionen, vol 1/1. Springer, Vienna, 2012
  2. Dr.-Ing. Caroline Hoffmann, Prof. Dr.-Ing. Achim Geissler, Dem Prebound Effekt auf der Spur – Differenzen zwischen dem Heizwärmeverbrauch und dem rechnerisch ermittelten Heizwärmebedarf bei Bestandsgebäuden (Wohnen) in: Bauphysik, Ausgabe 39, Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin, 2017

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.