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Heizungstechnik

Mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung zugleich intelligent heizen und lüften!

Heizungsbau.net Team
Verfasst von Heizungsbau.net Team
Zuletzt aktualisiert: 27. Mai 2021
Lesedauer: 7 Minuten

Rund 85% der Energie, die in Deutschland innerhalb der Privathaushalte verbraucht wird, entfallen auf Heizung und Wassererwärmung. Drei Viertel der Heizungsanlagen arbeiten jedoch ineffizient, was bedeutet, dass ein Großteil der Energie eingespart werden kann, wenn Heizanlagen modernisiert werden. Besonderes Einsparpotenzial bietet hier eine kontrollierte Wohnraumlüftung! Über Modelle, Funktionsweise sowie Vor- und Nachteile berichtet für Sie Heizungsbau.net.

Sauerstoffhaltige Luft ist lebensnotwendig und beeinflusst das menschliche Wohlbefinden. Ist sie verschmutzt oder mit Schadstoffen belastet, kann sie Müdigkeit, Kopfschmerzen und auf Dauer sogar Krankheiten verursachen. In geschlossenen Räumen ist es daher notwendig, regelmäßig zu lüften – also die verbrauchte Innenluft durch frische Zuluft zu ersetzen. Manuelles Lüften über das Öffnen der Fenster bringt allerdings einige Probleme mit sich: Es kommt zu Energieverlusten, es gibt keine Gewährleistung für eine gute Qualität der Außenluft und nicht alle Räume verfügen überhaupt über Fenster.
Als eine mögliche Lösung empfiehlt der Spitzenverband der Gebäudetechnik VdZ eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit oder ohne Wärmerückgewinnung. Seit 2007 informiert der Verband mit der Serviceplattform www.intelligent-heizen.info Verbraucher über effiziente Heiztechnik, um Energieverluste beim Heizen zu minimieren, Kosten zu sparen und somit die Umwelt zu schonen. Außerdem soll so das Bewusstsein über die Vorteile einer modernen Heizung und Lüftung gestärkt werden. Im Folgenden haben wir für Sie wichtige Inhalte aus einer Broschüre der VdZ zusammengefasst und darüber hinaus um weiterführende Informationen zur Planung und Installation geeigneter Systeme ergänzt.

Probleme des manuellen Lüftens durch kontrollierte Wohnraumlüftung lösen

Der Mensch gibt über die Atmung Kohlenstoffdioxid und Wasser ab, hinzukommen Ausdünstungen von Möbeln und Bodenbelägen. So wird ohne Lüftung in einem typischen Wohnraum bereits nach einer Stunde ein kritischer Hygiene-Grenzwert von 0,1 Vol.-% CO2 erreicht. Der zu hohe CO2-Anteil verursacht dann schnell Müdigkeit und Kopfschmerzen. Die steigende Luftfeuchtigkeit wiederum sorgt für eine größere Gefahr der Schimmelbildung.

 

Kann diesen Problemen durch regelmäßiges Stoßlüften vorgebeugt werden?

Besonders während der Heizperiode kommt es durch manuelles Lüften zu hohen Energieverlusten, da die frische Zuluft jedes Mal neu erwärmt und an die Temperatur der Raumluft angepasst werden muss. Kurze Zeit später (empfohlen sind teilweise Abstände von 2 Stunden) verlässt die aufgebrachte Energie das Gebäude wieder und neue Zuluft muss erhitzt werden. Im Frühling und Sommer tritt ein anderes Problem auf, welches sich besonders auf Allergiker auswirkt: Nicht nur Zuluft, sondern mit ihr auch Pollen und Schadstoffe sowie unangenehme Gerüche und Lärm können ungehindert mit eindringen. Hinzu kommen der hohe Zeitaufwand und das Problem bei Abwesenheit. Wie ist gewährleistet, dass während Geschäftsreisen beziehungsweise des Urlaubs oder im Falle eines Krankenhausaufenthalts regelmäßig gelüftet wird?

All diese Probleme löst eine kontrollierte Wohnraumlüftung. Die Systeme können eingestellt werden, arbeiten in der Regel lautlos und vom Nutzer unbemerkt. Außerdem entsteht während des Luftaustauschs kein unangenehmer Luftstrom.

UNSER TIPP:
Den vielen Vorteilen einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit oder ohne Wärmerückgewinnung steht ein zunächst hoch erscheinender Kauf- und Installationspreis gegenüber. Da Sie durch den Einbau einer solchen Lüftungsanlage allerdings langfristig sowohl die Umwelt als auch Ihren Geldbeutel schonen, sollten Sie über eine Investition nachdenken! Für Interessierte bietet die KfW-Bankengruppe auch spezielle Förderangebote!

Eine bisher unerwähnte Schwierigkeit bringen Gesetze zur Energieeinsparung wie das GEG 2020 (früher: EnEV 2002 und EnEV 2009) mit sich, welche immer strengere energetische Standards vorschreibt, so beispielsweise besonders dichte Gebäudehüllen. Hier verursacht manuelles Lüften besonders hohe Energieverluste, noch gravierender ist die Situation bei Energiesparhäusern.

Fünf Typen der kontrollierten Wohnraumlüftung

Typischerweise werden die folgenden Bauvarianten eingesetzt, je nachdem ob es sich um Neu- oder Altbauten handelt und ob der Wunsch nach einer zentralen oder dezentralen Anlage besteht:

  • Zentrale Be- und Entlüftung mit Wärmeüberträger: Die Luft wird in den Ablufträumen – in der Regel Küche und Bad – abgesaugt und über einen Wärmeüberträger geführt. Dort wird die Wärmeenergie der Abluft auf die Frischluft übertragen. Ein solches System ist der inoffizielle Standard bei Neubauten und Vollsanierungen.
  • Zentrale Be- und Entlüftung mit Wärmeüberträger und zusätzlicher Wärmepumpe: Das zuvor beschriebene Prinzip wird um eine Wärmepumpe ergänzt, welche der Abluft ein zweites Mal Energie entzieht. Diese kann sowohl zur Heizung als auch zur Warmwasserbereitung genutzt werden. Typisch ist eine solche kontrollierte Wohnraumlüftung in Passivhäusern.
  • Dezentrale Lüftung mit Wärmeüberträger: Hier wird das Prinzip der ersten Variante (zentrale Be- und Entlüftung mit Wärmeüberträger) für den Luftaustausch in einzelnen Räumen genutzt.
  • Zentrale Abluftanlage mit Wärmepumpe: Die Luft wird weiterhin in Küche und Bad abgesaugt und auch die Funktion der Wärmepumpe bleibt erhalten, allerdings erfolgt die Zufuhr der Frischluft hier über genormte Öffnungen, welche sich beispielsweise im Fensterrahmen befinden. Diese Abluftanlage stellt eine gute Alternative für Altbauten dar.
  • Zentrale Abluftanlage: Es handelt sich um das Prinzip der vierten Bauweise, allerdings entfällt die Nutzung einer Wärmepumpe.

Einen Überblick über die jeweiligen Vor- und Nachteile der Lüftungsanlagen finden Sie auf Seite 10 der oben verlinkten Broschüre in einer sehr übersichtlichen Tabelle. Hier sehen Sie auch, wann sich welche Variante prinzipiell eignet.

Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung – Wie funktioniert das?

In der VDI-Richtlinie 2071 Wärmerückgewinnung in raumlufttechnischen Anlagen werden drei Arten von Wärmerückgewinnung unterschieden: rekuperative, regenerative und Wärmepumpen nutzende Verfahren. Bei der rekuperativen Wärmerückgewinnung wird die Wärme der Abluft direkt über eine Trennwand auf die frische Zuluft übertragen (beispielsweise mittels Platten- oder Rohrwärmetauscher). Regenerative Methoden nutzen ein festes oder flüssiges Zwischenmedium, um Wärmeenergie zu speichern und später von derselben Oberfläche an die Zuluft zu übertragen (beispielsweise Rotationswärmetauscher). Kommt eine Wärmepumpe zum Einsatz, entzieht diese der Abluft Wärme, welche dann zum Heizen oder für die Erwärmung von Trinkwasser genutzt werden kann. Dieser Vorgang ist reversibel, kann also im Sommer auch zum Kühlen der Zuluft genutzt werden.

Wie bereits im vorangegangenen Absatz beschrieben, können die Verfahren auch miteinander kombiniert werden. So können Systeme zur kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung im besten Fall über 90% der Wärmeenergie von der Abluft auf die Zuluft übertragen.

Planung, Installation und Wartung der kontrollierten Wohnraumlüftung

Zur Planung einer kontrollierten Wohnraumlüftung gehören vier Schritte:

  • Volumenströme berechnen
  • Standort der Geräte / des Geräts bestimmen
  • Ventile platzieren
  • Lüftungskanäle platzieren.

Besonders die Berechnung der Volumenströme und die Platzierung von Ventilen und Kanälen erfordern Erfahrung und Sachverstand, damit die Anlage optimal auf die Gegebenheiten der Räume ausgerichtet ist, keine Schäden an der Bausubstanz entstehen und die Haltbarkeit der Lüftungsanlage gewährleistet werden kann. Aus diesem Grund sollten Sie Ihre kontrollierte Wohnraumlüftung mit oder ohne Wärmerückgewinnung von einem Fachbetrieb planen lassen. Auch ist eine regelmäßige Wartung durch den Handwerker notwendig, da lediglich der Filterwechsel durch den Nutzer selber erfolgen kann. Aufgaben wie die Reinigung der Wärmeüberträger oder des Rohrnetzes können nicht eigenständig ausgeführt werden. Um hier weiterhin Geld zu sparen, sollten Sie über einen Wartungsvertrag nachdenken. Die richtigen Ansprechpartner finden Sie hier auf Heizungsbau.net! Nutzen Sie das praktische Online-Formular und kontaktieren Sie kostenlos Fachbetriebe aus Ihrer Region!

Fazit

Eine kontrollierte Wohnraumlüftung löst Probleme, die durch manuelles Lüften nicht beziehungsweise nicht ausreichend behoben werden können. Sie sorgen für einen ständigen und dabei unbemerkten Luftaustausch. Moderne Anlagen verfügen in der Regel über Komponenten, die die Wärmerückgewinnung und somit auch große Energieeinsparungen ermöglichen. Aus all diesen Gründen legen Heizungsbau.net sowie das Verbraucherportal „Intelligent heizen“ Ihnen nahe, sich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen und generell über eine Modernisierung der Heizungsanlage nachzudenken.

Über unsere*n Autor*in
Heizungsbau.net Team
Heizungsbau.net ist das Branchenverzeichnis für Heizungsinstallateure und Heizungsbauer. Die Redaktion von Heizungsbau.net erstellt regelmäßig Ratgeber und gibt Tipps zu Heizthemen aller Art: von der Heizungserneuerung über Heizungstechnik bis hin zu Solarthermie und Wärmepumpen.