Heizungsbau.net Icon
Heizungstechnik

Heizung abstellen im Sommer: Das müssen Sie beachten

Jérôme Grad
Verfasst von Jérôme Grad
Zuletzt aktualisiert: 11. November 2021
Lesedauer: 11 Minuten
© AndreyPopov / istockphoto.com

Um Energie zu sparen, schalten viele Hausbesitzer im Sommer gerne die Heizung ab. So lassen sich unnötige Kosten sparen. Doch bei modernen Geräten ist dies nicht mehr nötig, da ein Sommerbetrieb je nach Witterung den Heizbetrieb automatisch regelt. Allerdings sollten Sie auf einige Punkte achten, um Heizkosten zu sparen und gleichzeitig nicht den Komfort aufzugeben. Wir sagen Ihnen zudem, wann Vermieter die Heizungsanlage abstellen dürfen.

Alles auf einen Blick:

  • Die Heizung im Sommer auszuschalten, ist bei neuen, modernen Heizgeräten nicht mehr unbedingt nötig.
  • Vielmehr regelt ein Sommerbetrieb, je nach Außentemperaturen oder Raumtemperaturen, wann die Anlage anspringt. Die Warmwasserversorgung bleibt aber automatisch gewährleistet.
  • Der Schlüssel zur Senkung der Energiekosten ist die Zirkulationspumpe. Stellen Sie auf keinen Fall die Pumpe für das Warmwasser ab.
  • Bei älteren Modellen müssen Sie sämtliche Einstellungen selbst vornehmen.
  • Die Dämmung und Bausubstanz spielen bei der Entscheidung, ob Sie die Heizanlage ausschalten, ebenfalls eine Rolle.
  • Vermieter müssen Mietern die Möglichkeit geben, auf Temperaturschwankungen außerhalb der Heizsaison zu reagieren. Konkret dürfen die Raumtemperaturen nicht zwei Tage hintereinander 18 Grad Celsius unterschreiten.

Heizung abschalten: Wann und Warum

Die Heizung im Sommer auszuschalten, macht nur bei alten Heizsystemen Sinn. Neuere Modelle haben meist eine automatische Regulierung, die an die Außen- oder Raumtemperatur gekoppelt ist.

Warum sollten Sie Ihre Heizung im Sommer abschalten?

Sommer, Sonne, warme bis heiße Temperaturen: Da kommt wohl auch der größten Frostbeule das Heizen nicht in den Sinn. Um Energie und Kosten zu sparen, neigen viele Menschen daher zum Ausschalten der Heizung.

Allerdings haben neue Heizanlagen meist einen sogenannten Sommerbetrieb. Diese Funktion reguliert das Heizen automatisch anhand einer Referenztemperatur. Als Referenztemperatur dient entweder die Außentemperatur oder die Raumtemperatur. Wird diese Temperatur unterschritten, wird ein Signal an den Heizkessel gesendet, der seine Arbeit aufnimmt. Ein Herunterfahren solcher Systeme ergibt in der Regel keinen Sinn.

Definitiv notwendig ist ein Ausschalten bei alten Heizgeräten. Diese haben in der Regel keine Sensoren für Temperaturschwankungen und sind auf die Winterbedürfnisse voreingestellt. Das ist in der warmen Jahreszeit nicht nur überflüssig, sondern bedeutet auch unnötige Heizkosten.



Wann sollten Sie die Heizung abstellen?

Pauschal lässt sich kein genauer Zeitpunkt nennen, an dem das Abstellen sinnvoll ist. Letztlich geht es immer darum, ab welchem Zeitpunkt das Wiedererwärmen der Räume und Wände mehr Energie kostet als das Erhalten der Wärme durch eine eingestellte Heizung.

Zu den Außentemperaturen sollten noch weitere Faktoren bei der Überlegung eine Rolle spielen, ob Sie Ihre Heizungsanlage abschalten. Denn die Dämmung des Hauses oder der Wohnung sowie die Bausubstanz wirken sich auf die Wärmespeicherung und damit auf die Raumtemperatur aus. Je langsamer Ihr Gebäude auf die Temperaturschwankungen reagiert, je mehr es also auf Speicherwärme über einen längeren Zeitraum zurückgreift, desto weniger rentiert sich ein kurzzeitiges Herunterfahren. Dabei gilt: Betonbauten neigen zu größeren Temperaturschwankungen als gemauerte Steinwände, wie Sie in Altbauten häufiger vorkommen. Daher ist ein Abschalten bei Betonbauten sinnvoller.

Eine genaue Analyse unter Berücksichtigung aller Kriterien kann Ihnen der Heizungsbau-Experte liefern.

Worauf es ankommt

Wollen Sie eine Heizung im Sommer abschalten, sollten Sie nicht nur darauf achten, ob diese eine Sommerbetrieb-Funktion besitzt, die das Heizen automatisch reguliert. Wichtig ist für eine Kostenreduzierung auch, dass Sie, wenn möglich, die Pumpen abschalten und die Ventile an den Heizkörpern öffnen.

Auf was müssen Sie achten, wenn Sie die Heizung ausschalten?

Zunächst: Mit Heizung sind nicht, wie oft im Volksmund üblich, die Heizkörper gemeint, sondern die gesamte Heizanlage. Beim Abstellen geht es konkret um den Heizkessel und die Pumpe.

Moderne oder alte Heizanlage

Moderne Heizsysteme passen sich mit der Funktion Sommerbetrieb automatisch an eine voreingestellte Raum- oder Außentemperatur an. Schalten Sie das Heizsystem komplett ab, schalten Sie auch diese energiesparende Funktion ab und müssen die Heizung selbst wieder anschalten, bevor sie funktioniert.

Heizsysteme mit Trinkwasserspeicherung sollten auch im Sommer nicht komplett abgestellt werden, um nicht krank zu werden. Erkundigen Sie sich beim Hausverwalter oder Hausbesitzer, wie die Trinkwasserspeicherung für Ihre eigenen vier Wände geregelt ist. Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie bei einem Heizungsbau-Experten nach.

Pumpe

Gerade bei älteren Heizungen sollten Sie die Pumpe überprüfen, da diese nicht immer automatisch ausgeschaltet ist und dann unnötig Strom verbraucht. Zur Prüfung können Sie einfach die Hand auf die Pumpe legen. Spüren Sie eine Vibration, läuft sie. Schalten Sie das Gerät nur ab, wenn die Heizungsanlage bereits ausgeschalten ist.

HINWEIS:
Moderne Heizanlagen mit der Sommerbetrieb-Funktion lassen hin und wieder die Umwälzpumpe laufen, damit diese nicht blockiert.
 

Können Sie die Pumpe nicht abdrehen, da Sie an die Versorgung des Warmwassers gebunden ist, können Sie im Sommer dennoch die Pumpe um ein bis zwei Stufen herunter stellen. Ältere Heizungen müssen manuell eingestellt werden, neuere Anlagen machen dies in der Regel automatisch. Fragen Sie zur Sicherheit einen Fachmann.

Hat eine Anlage mehrere Pumpen, schalten Sie nur die sogenannte Zirkulationspumpe ab, die für die Heizkörper zuständig ist. Die Zirkulationspumpe für das Brauchwasser, also das Trinkwasser, sollte immer in Betrieb bleiben.

Um dem unnötigen Energieverbrauch der Zirkulationspumpe durch das ständige Erhitzen des abgekühlten Wassers im Speicher entgegenzuwirken, lohnt sich der Einbau einer Zeitschaltuhr. Sie reduziert den Betrieb der Pumpe auf einen bestimmten, kurzen Zeitraum. So bleibt das Wasser warm und der Energieverbrauch sinkt dennoch.

TIPP:
Um ein Festsetzen der Pumpe vorzubeugen, sollten Sie die Pumpe einmal monatlich anschalten.
 

Thermoventile

Der dritte wichtige Punkt beim Abschalten ist, dass die Thermoventile an den Heizkörpern geöffnet, also auf Stufe 5, sind. So kann der Heizkörper den Wasserzufluss regulieren und beugt eine Blockade der Ventile vor, das meist erst beim ersten Heizen im Winter auffällt.



Wie stellen Sie eine moderne Heizung ab?

Mit dem Abstellen der Heizung ist lediglich das Stoppen der Heizfunktion gemeint. Davon unberührt bleibt die Warmwasserversorgung. Moderne Anlagen werden in der Regel nicht mehr komplett abgestellt, sondern vielmehr eine Mindesttemperatur zum Heizen eingestellt. Für die Mindesttemperatur kann, je nach Ausführung, die Außentemperatur, auch Grenzaußentemperatur genannt, oder die Raumtemperatur, auch Grenzraumtemperatur genannt, als Referenz zu Rate gezogen werden.

Liegt die tatsächliche Temperatur darunter, springt der Kessel automatisch an und heizt. Möglich wird dies durch die Funktion Sommerbetrieb bei einer Anlage. Dann genügt es, das Symbol nach der Übergangszeit auf Sommerbetrieb einzustellen und die Heizung nicht komplett abzudrehen.

Die übliche Voreinstellung für die Außentemperatur liegt bei 17 Grad Celsius. In gut gedämmten Gebäuden können Sie die Abschaltgrenze auf bis zu 12 Grad Celsius senken. Denn die Hausfassade speichert eine Zeit lang Wärme, sodass in der Wohnung oder im Haus in den ersten Tagen weiterhin angenehme Temperaturen herrschen.

So lässt sich die Temperatur nicht nur manuell senken, sondern individuell auf verschiedene Gegebenheiten wie Witterung und Haus-Dämmung einstellen. Das spart wiederum Energie- und Heizkosten.

Wie stellen Sie eine alte Heizung ab?

Haben Sie eine alte Heizung ohne Sommerbetrieb-Funktion und wollen als Hausbesitzer dennoch Kosten sparen, gibt es zwei praktikable Schritte: In der Überganszeit vom Winter zum Sommer reduzieren Sie die Vorlauftemperatur. In den heißen Monaten können Sie dann die Anlage manuell komplett abdrehen.

Achten Sie darauf, ob das Heizmodell eine integrierte Versorgung des Warmwassers besitzt. Dann müssen Sie diese nachregulieren. Am besten, Sie befragen dazu einen Heizungsbau-Experten, der auch die erstmalige Einstellung vornehmen sollte. Denn er kann unter Abwägung der Technik und der besonderen Gegebenheiten in Ihrem Haus, wie Dämmung und Bausubstanz, die energiesparende Anpassung vornehmen.

HINWEIS:
Heizanlagen, die bereits seit 30 Jahren oder länger in Gebrauch sind, müssen laut Gebäudeenenergiegesetz, ehemals Energieeinsparverordnung, ohnehin ausgetauscht werden. Nur wenn der Eigentümer seit 2002 in diesem Gebäude wohnt oder ein Brennwertkessel integriert ist, greift die Ausnahme. Ökonomisch ist dies allerdings nicht. Nutzen Sie den Sommer also, um die Heizung in Ruhe auszutauschen, bevor Sie das Gerät wieder benötigen. Achten Sie bei der neuen Heizung auf die Funktion des Sommerbetriebs.
 

Warum muss eine Warmwasseraufbereitung dennoch erfolgen?

Warmes Wasser aus dem Wasserhahn bietet einen gewissen Komfort in Bad und Küche. Auf diesen will niemand verzichten, auch nicht im Sommer. Zudem hat die Warmwasserbereitung auch gesundheitliche Aspekte – zumindest bei Anlagen mit Trinkwasserspeicher. Denn nur ständiges Erhitzen gewährleistet ein gesundheitlich einwandfreies Wasser ohne schädliche Bakterien. Eine Ansteckung, beispielsweise mit Legionellen, wäre ansonsten bereits beim Duschen möglich.

In modernen Heizsystemen mit Sommerbetrieb und eigenen Pumpen geschieht die Aufbereitung automatisch. Dort erhitzt der Heizkessel lediglich das Trinkwasser. In alten Heizanlagen ohne Sommerbetrieb müssen Sie sich hingegen vor dem Ausschalten informieren, ob eine gesonderte Zirkulationspumpe für die Versorgung des Warmwassers integriert ist oder nicht. Ist dies nicht der Fall, sollten Sie die Heizanlage auch nicht herunterfahren.



Mieter vs. Vermieter: Was darf der Vermieter?

Anfang Mai mit den Eisheiligen und mitunter im August, wenn die Sonne nicht mehr die gleiche Power wie in den Monaten zuvor hat und die Nächte wieder kühler werden, kann es zu ungemütlichen Temperaturen in der Wohnung kommen. Können Mieter dann nicht die Räume heizen, kommt es oftmals zu Streitigkeiten zwischen Mieter und Vermieter.

Darf ein Vermieter die Heizung im Sommer abstellen?

Der Vermieter muss stets dafür Sorge tragen, dass ein Mieter auch bei kühlen Temperaturen im Sommer den Heizkörper aufdrehen kann – nämlich dann, wenn an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die Raumtemperatur unter 18 Grad Celsius fällt. Entscheidend ist die Zeit zwischen 6 und 23 Uhr.

Ist die Außentemperatur die Referenz, ist der Mittelwert aus den vergangenen fünf Tagen gebräuchlich. Hier sind 16 Grad Celsius ein Richtwert für Vermieter und Mieter. Eine rechtliche Handhabe besteht für Mieter allerdings nicht, gerade weil mit Dämmung und Bausubstanz weitere Faktoren die Wärme in einem Raum beeinflussen.

Friert der Mieter trotz der Mindesttemperatur von 18 Grad im Raum oder aufgrund täglicher Schwankungen der Außentemperatur, muss er sich mit Radiatoren behelfen, deren Stromkosten er selbst tragen muss.

TIPP:
Schauen Sie in Ihren Mietvertrag. Dort ist die Heizperiode meist zwischen dem 1. Oktober und dem 30. April festgelegt. Einen gesetzlichen Anspruch nach Mietrecht gibt es für die Heizperiode allerdings aktuell nicht.
 

Wann können Sie Ihre Heizung abschalten?

Als Hausbesitzer, der in seinen eigenen vier Wänden wohnt, können Sie das Abschalten nach eigenem Gusto vornehmen.

Sind Sie Vermieter eines Hauses oder einer Wohnung, müssen Sie dem Mieter einen gewissen Komfort durch den Heizbetrieb gewährleisten. Dies bedeutet, dass Sie im Winter die Heizanlage durchgängig laufen lassen müssen. Anderenfalls kann der Mieter eine Mietminderung reklamieren. Im Sommer können Sie als Vermieter die Heizung abstellen, allerdings nur solange die ausreichend Wärme in der Wohnung gewährleistet ist. Der Gesetzgeber sieht dafür ein Minimum von 20 Grad Celsius am Tag und 18 Grad Celsius in der Nacht vor.

TIPP:
Frieren Sie als Mieter, sollten Sie sich vergewissern, dass die Temperaturen am System-Regler richtig eingestellt sind. Dieser Regler befindet sich häufig an der Therme in der Wohnung.
 

Fazit

Im Sommer kommen viele Hausbesitzer und Vermieter auf die Idee, die Heizung auszuschalten. Doch bei neuen Geräten ist das komplette Herunterfahren nicht mehr notwendig. Eine Funktion, der sogenannte Sommerbetrieb, sorgt dafür, dass der Heizkessel nur anspringt, wenn eine eingestellte Mindesttemperatur unterschritten wird.

Besitzt Ihre Heizung keine solche Funktion, müssen Sie die Anlage selbst ausschalten. Dabei sollten Sie darauf achten, dass Sie nicht die Pumpe mit abstellen, die für die Warmwasserversorgung zuständig ist. Weniger Komfort und ein ansteigendes Risiko für Krankheiten wären die Folge.

Richtwerte, ab wann Mieter ein Recht auf Heizen haben, sind schwierig. Die Raumtemperatur muss über zwei Tage in Folge unter 18 Grad Celsius fallen. Bei Außentemperaturen ist es noch komplexer. Denn bei ein, zwei kalten Sommertagen haben die Außentemperaturen aufgrund von Bausubstanz und Dämmungsart mitunter keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Raumtemperatur.

Über unsere*n Autor*in
Jérôme Grad
Nach seinem Studium verschrieb sich Jérôme komplett der Tätigkeit als Redakteur, zunächst im Sportbereich, später im Zeitungsverlag. Journalistische Erfahrungen sammelte er in Print- und Onlineredaktionen, darunter unter anderem beim Kicker Sportmagazin und nordbayern.de.