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Heizungstechnik

Gasströmungswächter: Funktion, Arten und Kosten

Judith Müller
Verfasst von Judith Müller
Zuletzt aktualisiert: 29. Januar 2025
Lesedauer: 9 Minuten
© Oventrop GmbH & Co. KG

Wenn Sie zu Hause eine Gasheizung betreiben, haben Sie sich bestimmt schon einmal gefragt, was passiert, wenn Gas austritt. Auf jeden Fall macht sich für einen Moment ein beklemmendes Gefühl breit. Nicht einmal, weil eine Vergiftung droht, denn Erdgas ist für uns nicht giftig, sondern vielmehr weil das geruchlose Gas brennbar ist. Ein Funke genügt und es könnte zu einer Explosion kommen. Ein Gasströmungswächter schützt Sie genau vor diesem Szenario.

Alles auf einen Blick:

  • Ein Gasströmungswächter befindet sich in Ihrer Gasleitung und sperrt bei einem ungeplanten Gasaustritt die Gaszufuhr ab.
  • Ein GS benötigt für seine Funktion keine Energie. Er reagiert allein auf die Druckverhältnisse in den Leitungen.
  • Das ist aus dem Grund wichtig, da Erdgas brennbar und somit explosiv ist.
  • In Neubauten und bei einer Erneuerung der Gasinstallation ist der Einbau verpflichtend. Eine Nachrüstpflicht an alten Anlagen besteht jedoch nicht.
  • Die Montage sollte nur ein Fachmann, beispielsweise ein Heizungsbauer, durchführen.
  • Preislich liegen Strömungswächter meist zwischen 25 und 40 Euro.

Definition und Funktion

Ein Gasströmungswächter gehört zu den sicherheitsrelevanten Bauteilen an einer Gasinstallation. Seine Montage ist heutzutage bei Neubauten und bei einer Erneuerung der Heizungsanlage verpflichtend.

Was ist ein Gasströmungswächter?

Wie der Name andeutet, bewacht ein Gasströmungswächter (kurz: GS) den Gasstrom. Gemeint ist damit die Menge des Erdgases, die durch den GS in die Gasleitungen eines Gebäudes strömt. Ist diese Menge höher als vorgesehen, sperrt der Strömungswächter die Gaszufuhr ab. Denn dazu kommt es in der Regel nur, wenn die Gasleitung im Haus irgendwo beschädigt ist oder manipuliert wurde und Erdgas austritt. Es ist zwar nicht giftig, aber entzündbar und damit explosiv.

Ein solches Steuerventil gehört zu den sicherheitsrelevanten Bauteilen bei gasführenden Anlagen.

Wissenswertes:
Erdgas selbst ist geruchlos. Damit Verbraucher einen Gasaustritt trotzdem schnell bemerken, wird dem Erdgas vom Gasversorger ein spezieller, sehr unangenehmer Duftstoff beigemischt. Oft riecht es faulig oder stinkt nach Schwefel.

Ist der Einbau verpflichtend?

Laut den Technischen Regeln für Gasinstallationen (TRGI), DVGW-Arbeitsblatt G 600, sind Gasströmungswächter offiziell seit 2004 als aktive Sicherheitsmaßnahme vorgeschrieben. Dabei sind folgenden Bedingungen zu beachten:

  • Gewerblich genutzte Immobilien sind von der Verpflichtung ausgenommen.
  • Die jeweilige Gasanlage und die Gasleitungen werden in bewohnten Immobilien neu errichtet oder grundlegend erneuert.

Wichtig für bestehende Anlagen: Gemäß der TRGI gibt es keine generelle Nachrüstpflicht. Nur wenn wesentliche Veränderungen an der Gasinstallation vorgenommen werden, ist die Montage vorgeschrieben.

Wann liegt eine wesentliche Veränderung vor?

Eine Anpassung gilt beispielsweise in folgenden Fällen als bedeutend:

  • Erweiterung oder Austausch von Gasleitungen
  • Änderung der Leitungsnennweite
  • Umstellung des Gasdrucks

Ob eine Veränderung im konkreten Fall tatsächlich als wesentlich gilt, entscheidet jedoch der Profi. Maßgeblich ist stets, dass die Gasanlage dem aktuellen Stand der Technik entspricht.



Wie funktioniert ein Gasströmungswächter?

Der Gasströmungswächter ist ein Ventil innerhalb der Gasleitung, das sich selbsttätig mithilfe einer Feder öffnet und schließt. Es benötigt für seinen Betrieb keinen Strom, sondern reagiert ausschließlich auf die in den Leitungen herrschenden Druckverhältnisse.

Bei normalem Betrieb ist das Druckverhältnis zwischen den beiden Leitungsstellen vor und hinter dem Ventil ausgeglichen. Das bedeutet, der Druck in der Gasleitung vor dem Strömungswächter und der Druck dahinter sind gleichgroß. Die durch das Ventil strömende Gasmenge entspricht dem vorgesehenen und gewünschten Volumenstrom, auch Nennvolumenstrom genannt.

Kommt es irgendwo hinter dem Ventil zu einem nicht planmäßigen Gasaustritt, fällt der Druck in der Leitung ab. Das Druckverhältnis zwischen den Leitungsstellen ist nicht mehr ausgeglichen: Der Leitungsdruck vor dem Ventil ist höher als dahinter. Dadurch verändert sich der Volumenstrom. Es strömt nun mehr Erdgas in die Hausleitung, durch den Unterdruck wird es sogar regelrecht hinein gesaugt.

An diesem Punkt kommt der GS ins Spiel. Sobald der Nennvolumenstrom um einen bestimmten Faktor überschritten wird, also den Schließvolumenstrom erreicht, schließt sich das Gasströmungsventil. Dann ist die Gaszufuhr gesperrt.

Alte GS müssen, sobald der Gasaustritt behoben ist, langsam von Hand geöffnet werden. Moderne Ventile haben eine sogenannte Überstromöffnung. Dadurch strömt selbst im geschlossenen Zustand eine sehr kleine Menge Gas durch das Ventil. Das hat gleich zwei Vorteile:

  1. Sobald der Gasaustritt beseitigt und ein potentielles Leck geschlossen wurde, baut sich von selbst wieder der passende Druck auf. Der GS öffnet sich von selbst, sobald wieder ein ausgeglichenes Druckverhältnis herrscht.
  2. Es findet kein abrupter, sondern ein allmählicher und sanfter Druckausgleich statt.

TIPP:
Ein Gasströmungswächter schützt übrigens nicht nur vor unkontrolliertem Gasaustritt, sondern auch vor bewusster Manipulation wie Gasdiebstahl. Zapft jemand beispielsweise Ihre Gasleitung an, ist der Gasverbrauch höher als die Gasmenge, die in die Leitung strömt. Der Druck fällt dann ebenfalls ab und der GS schließt sein Ventil.

Arten und Einbau

Es gibt grundsätzlich zwei Typen von Gasströmungswächtern. Welcher davon für Sie infrage kommt, hängt von den Gegebenheiten vor Ort und dem Gasverbrauch ab.

Welche Arten von Strömungswächtern gibt es?

Es gibt bei Gasströmungswächtern derzeit zwei Typen: GS-K und GS-M.

Typ K Typ M

Material der Gasrohre

Metall + Kunststoff

Metall

Einbaulage

senkrecht + waagrecht

senkrecht

Schließfaktor

1,45

1,8

Verfügbare Größen (in m³/h]

1,6 | 2,5 | 4,0 | 6,0 | 10 | 16

2,5 | 4,0 | 6,0 | 10 | 16

Der Schließfaktor oder auch Verschlussfaktor sagt aus, bei welchem Wert des Volumenstroms die Gaszufuhr unterbrochen wird. Je niedriger der Schließfaktor, desto früher schließt sich das Ventil. Ein Schließfaktor von 1,45 bedeutet, dass der Strömungswächter die Zufuhr sperrt, sobald der tatsächliche Volumenstrom 45 Prozent über dem Nennvolumenstrom liegt. Bei dem Faktor 1,8 ist das erst bei 80 Prozent der Fall.

Die Größe des Strömungswächters richtet sich danach, welche Gasmenge im Normalfall, also welcher Nennvolumenstrom, das Ventil passieren soll. Dieser Volumenstrom wird in Kubikmeter pro Stunde (m³/h) gemessen. Welche Gasmenge notwendig ist, hängt davon ab, wie viele Verbrauchsstellen hinter dem Strömungswächter versorgt werden sollen. Die Bemessung der passenden Größe wird auch Dimensionierung genannt.

Welchen Gasströmungswächter brauchen Sie?

Das Material der Gasrohre und die Einbaulage grenzen die Auswahl schon einmal von vornherein ein. Bezüglich des Schließfaktors gibt es keine Auswahlmöglichkeiten – dieser ist vom Hersteller festgelegt. Was Sie letztlich noch bei der Kaufentscheidung beachten müssen, ist die notwendige Größe.

Dafür stellt die Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) spezielle Tabellen bereit, an denen Sie sich orientieren sollten. Diese finden Sie im Regelwerk der Technischen Regeln für Gasinstallationen (DVGW-TRGI). Mit der aktuellsten Version wurde die Dimensionierung vereinfacht, sodass Sie die passende Größe in der jeweiligen Tabelle ablesen können.

Das Regelwerk ist bei der DVGW nur kostenpflichtig einzusehen. Wenn Sie sich bei der Auswahl der richtigen Größe nicht sicher sind, ist es sinnvoll, sich von einem Heizungsbauer beraten zu lassen. Er kennt sowohl das Regelwerk, kann die Tabellen einsehen, die Situation vor Ort richtig einschätzen und auch die Installation übernehmen.

Gasströmungswächter der Firma Viega
© Viega

Wo wird ein Strömungswächter eingebaut?

Ein GS wird am Hausanschluss nach dem Gasdruckregler und vor dem Gaszähler montiert. Teilt sich die Gasleitung auf, muss hinter jeder Verzweigung an den Anfang der einzelnen Leitungsabschnitte jeweils ein zusätzlicher GS eingebaut werden. Das gilt insbesondere für Häuser mit mehreren Wohnungen. Hier ist ein Gasströmungswächter am Übergang zu jeder Wohneinheit und vor dem jeweiligen Gaszähler notwendig.

TIPP:
Die zuverlässige Funktion eines GS ist nur dann gewährleistet, wenn er auf angeschlossene Verbrauchsstellen abgestimmt ist. Er muss daher immer gesondert und für den Einzelfall ausgelegt werden.

Wer darf einen Strömungswächters einbauen?

Gasströmungswächter dürfen nur von Fachleuten, beispielsweise Heizungsbauern, eingebaut werden. Zum einen sind sie sicherheitsrelevante Bauteile, zum anderen sind sie bei fehlerhafter Montage wirkungslos. Ein Fehler liegt bereits vor, wenn die falsche Ventilgröße gekauft wurde. Selbst wenn die Installation an sich korrekt durchgeführt wurde, ist die zuverlässige Sperrung der Gaszufuhr im Problemfall nicht gewährleistet.



Kosten und Hersteller

Gasströmungswächter sind nicht besonders teuer. Preisunterschiede ergeben sich vor allem durch die Größe und die Herstellermarke.

Worauf sollten Sie beim Kauf achten?

Beim Kauf eines GS sollten Sie auf folgende Dinge achten:

  • Der GS hat eine DVGW-Zulassung.
  • Die Flussrichtung ist, meist mit einem Pfeil, auf dem Ventil angegeben.
  • Die Bauart (Typ K oder Typ M) passt zum Material der Gasleitung.
  • Die Größe des Strömungswächters und damit der Nennvolumenstrom sind auf die Verbraucher abgestimmt.

Wie viel kostet ein Gasströmungswächter?

Die meisten Gasströmungswächter liegen preislich zwischen 25 und 40 Euro. Es gibt vereinzelt auch Angebote, die darunter liegen. Sie finden aber auch deutlich teurere Bauteile für bis zu 150 Euro.

Welche Hersteller gibt es?

  • Buderus
  • Oventrop
  • Schell
  • Seppelfricke
  • Teco
  • Viega

Fazit

Ein Gasströmungswächter ist ein Bauteil in Ihrer Gasanlage, das Sie vor unkontrolliertem und unbemerktem Gasaustritt im Haus schützt. Ist es an Ihrer Gasleitung beispielsweise zu einem Leck gekommen und tritt dort Erdgas aus, reagiert der GS auf den Druckabfall und sperrt die Zufuhr des Gases. Das ist sehr wichtig, weil Erdgas entzündlich ist und daher Explosionsgefahr besteht.

Die Montage dieses Sicherheitsventils ist mittlerweile in Wohngebäuden verpflichtend. Sie müssen es zwar nicht an Ihrer alten Gasinstallation nachrüsten. Sobald Sie diese aber erneuern, kommen Sie um den Einbau nicht herum. Beim Kauf sollten Sie auf eine DVGW-Zulassung und die passende Größe achten. Letztere richtet sich nach dem Nennvolumenstrom und kann in den Tabellen des DVGW-Regelwerks nachgelesen werden.

Über unsere*n Autor*in
Judith Müller
Judith studierte Technikjournalismus und Technik-PR. Während ihres Studiums lernte sie beim Radio, bei der Zeitung und in der Kommunikationsabteilung eines Automobilzulieferers. Im Anschluss volontierte sie beim Immobilienportal Immowelt und schrieb dort unter anderem auch für den Hausbau-Ratgeber bauen.de.