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Heizungstechnik

Heizungsanlage nachrüsten – Brennwertheizung oder Niedertemperaturkessel?

Heizungsbau.net Team
Verfasst von Heizungsbau.net Team
Zuletzt aktualisiert: 11. November 2021
Lesedauer: 7 Minuten

Falls Sie in Ihrem Haus noch einen alten Konstantkessel verbaut haben, sollten Sie über einen Austausch des Geräts nachdenken: Mit modernen Niedertemperaturkesseln oder einer Brennwertheizung können Sie Ihre Energieeffizienz verbessern und somit effektiv Kosten einsparen.

Alte Konstanttemperaturkessel und andere Heizkessel sind zwar sehr zuverlässig, was Heizleistung und Beständigkeit anbelangt, sind aber durch die konstant hohe Betriebstemperatur von etwa 75°C nicht sonderlich Energieeffizient und geben viel Wärme an die Außenluft ab. Daher kann es sinnvoll sein, die alte Heizungsanlage durch ein modernes System ersetzen zu lassen. Zur Auswahl stehen dazu Niedertemperaturkessel und Brennwertkessel. Doch wo liegt der Unterschied zwischen den beiden Anlagen? Erfahren Sie hier auf Heizungsbau.net mehr über die beiden Geräteklassen und welche Kosten beim Austausch auf Sie zukommen.

Niedertemperaturkessel oder Brennwertheizung – wo liegt der Unterschied?

Niedertemperaturkessel

Niedertemperaturkessel sind sozusagen die Nachfolgemodelle des Standartkessels und werden bereits seit den achtziger Jahren verwendet.

Niedertemperaturkessel arbeiten mit einer Betriebstemperatur von etwa 35°C was im Niedertemperatur-Bereich liegt. Dadurch wird wenig Wärme an die Außenluft abgegeben und die entsprechenden Geräte arbeiten gründlicher. Bei diesen Geräten wird nur die Energie genutzt, die aus der Verbrennung des Energieträgers in der Heizung freigesetzt wird. Deswegen ist die Wahl des Heizmaterials hier nur abhängig davon, wie effektiv dieses verbrennt: Möglich sind unter anderem Holz, Kohle oder auch Erdgas oder Heizöl bei Niedertemperaturkesseln.

Niedertemperaturkessel besitzen eine hervorragende Anpassungsfähigkeit. Durch diese besondere Eigenschaft ist diese Heizkessel-Technik bestens für bereits bestehende Gebäude geeignet. Hierbei wird die Wärme im Raum deutlich besser verteilt als mit einem Konstanttemperaturkessel.

Oft empfiehlt es sich, Niedertemperatur-Systeme mit Wärmepumpen zu verbinden. Der Grund dafür ist, dass durch diese Kombination die niedrigen Temperaturen sehr gut gesteuert werden können.

Ein weiterer besonderer Vorteil ist das diese Methodik des Niedertemperatur-Systems sich dem aktuellen Wärmebedarf in einem Gebäude anpasst. So wird der Heizbedarf durch einen Niedertemperaturkessel deutlich besser und effizienter. Wenn ein Heizungsbauer Ihnen die Heizung einstellt, können Sie so leicht und locker mehr als 80% der Energie des verwendeten Brennstoffs, wie zum Beispiel Heizöl für sich nutzen.

Niedertemperaturkessel optimal einstellen
Die Einstellungsmöglichkeiten von Niedertemperaturkesseln sind sehr Variabel. © olivier26 / 123RF

Aktuell ist die Technik des Niedertemperaturkessels allerdings etwas in die Jahre gekommen. Falls es für Sie nun dazu kommt eine neue Heizung einbauen zu müssen, wäre es ratsam zu überprüfen, ob Sie nicht doch auf neuere Technologien setzen. In diesem Falle die der Brennwerttechnik.

Brennwertheizung

Grundsätzlich arbeitet Brennwerttechnik nach demselben Prinzip wie Niedertemperatur-Technik, nutzt aber zusätzlich die Energie, die bei der Kondensation des Wasserdampfs freigesetzt wird. Dadurch steigert sich der Wirkungsgrad der Heizung auf etwa 90-95%.

Der Nachteil hierbei: Die Brennwerttechnik kann nur mit flüssigen Energieträgern betrieben werden, um den Energiegewinn aus der Kondensierung optimal zu nutzen. Dabei gibt es keine signifikanten Effizienzunterschiede zwischen Öl und Gas. Sofern die Anlage richtig eingestellt ist, ergeben sich im Vergleich zu Niedertemperaturkesseln Energieeinsparungen von etwa 10% im Jahr. Ein Brennwertkessel als Heizung hat den besonderen Vorteil, mit sehr niedrigen Abgastemperaturen zu funktionieren.

Gerade deshalb ist ihr Markenzeichen ein Abgassystem aus Kunststoffen. Durch die unterschiedlichen Temperaturschwankungen und die Möglichkeit, eine Absenkzeit zu verwenden, werden die Geräte ebenfalls am Anschluss des Abwassersystems definiert. Gerade darüber wird Kondensat in Abgasen ausgeleitet.

WICHTIG:
Achten Sie darauf, dass Sie den richtigen Wert zur Angabe der Heizleistung zur Kaufentscheidung heranziehen. Während der Heizwert der Heizung nur die reine Verbrennungsenergie angibt, ist beim Brennwert die Energie, die aus der Kondensierung des Wasserdampfs entsteht, mit eingerechnet. Daher ist die Angabe des Heizwerts für Niedertemperaturkessel sinnvoll, während der Brennwert die reale Leistung von Brennwerttechnik angibt. Die entsprechende Angabe der Leistung hilft bei der Berechnung und Anpassung von Brennwertkessel oder Niedertemperaturkessel an Ihre individuellen Bedingungen.

Kosten von Brennwertheizung & Niedertemperaturkesseln

Während Niedertemperaturkessel in Abhängigkeit vom Aufwand etwa 1.000-3.000€ kosten und somit vergleichsweise günstig sind, schlagen Brennwertkessel mit Preisen von 4.000-8.000€ zu Buche. Zusätzlich dazu sind noch die Kosten für die Installation zu tragen, die unbedingt durch einen Fachmann übernommen werden sollte, um Schäden durch Wasser oder unkontrollierte Verbrennung zu vermeiden.

Durch den niedrigeren Energiebedarf der Brennwerttechnik amortisiert sich der höhere Anschaffungspreis in der Regel binnen der ersten Jahre, weswegen viele Hausbesitzer diese Technologie bevorzugen.

Um eine ordnungsgemäße Funktion von einem Brennwertkessel oder eines Niedertemperaturkessels sicherzustellen, sollte die Anlage regelmäßig gewartet werden. Neben der Beratung und der Installation der entsprechenden Geräte steht Ihnen ein professioneller Heizungsbau-Fachbetrieb auch für diesen Arbeitsschritt zur Verfügung.



Wichtig: Das sind die grundlegenden Änderungen im Energierecht 2017

Die zum 01.01.2017 neu eingetretene Regelungen zum Energierecht, umfassen in Bezug auf Niedertemperaturkessel und Brennwerttechnik zusammengefasst, folgende Stichpunkte:

  • Heizanlagen, die mehr als 15 Jahre alt sind, müssen seit Januar 2016 ein Energie- oder Effizienzlabel führen.
  • Das Label ist als Differenzierungsnachweis zu sehen und soll zum Neueinbau einer anderen Heizanlage dienen. Diese ist jedoch keine Verpflichtung.
  • Heizungen, die älter als 30 Jahre sind und eine Leistung zwischen 4 und 400 kW haben, dürfen nicht mehr in Betrieb genommen werden.
  • Es besteht nach dem GEG 2020 eine Pflicht zum Austausch von alten Heizungssystemen, wie zum Beispiel für Konstanttemperaturkessel.
  • Eine Ausnahme  besteht bei Niedertemperaturkessel und Brennwertheizung – Diese dürfen weiter in Verwendung bleiben.
  • Auch Kaminöfen, die vor dem Jahr 1985 installiert wurden, müssen durch neuere Anlagen ersetzt werden.

Welche Heizung Sie jetzt austauschen müssen

Dadurch dass sich die Bundesrepublik durch die Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls verpflichtet hat, alte Heizungsanlagen gegen neue und modernere Anlagen auszutauschen, gilt dies auch für alle Verbraucher.

Vom Verbot betroffen sind so Konstanttemperaturkessel, die bereits länger als 30 Jahre als Heizung im Betrieb sind und beispielsweise mit Heizöl laufen. Hierbei ist der Wärmetauscher im Gerät die entscheidende Komponente.

Wenn Sie nicht wissen wie alt Ihr eingebautes Gerät ist, können Sie diese Information über das Typschild auf dem Gerät in Erfahrung bringen oder den für Sie zuständigen Schornsteinfeger zu Rate ziehen.

ACHTUNG:
Bitte sorgen Sie rechtzeitig vor. Denn wenn Sie die Frist bis zum 31.12.2017 verpassen, drohen Ihnen im Ernstfall ein hohes Bußgeld! Kontaktieren Sie deshalb so bald wie möglich einen Heizungsbauer in Ihrer Nähe.

Weitere Gründe für den Heizungsaustausch

Eine neue und modernere Brennwertheizung braucht sehr viel weniger Energie und Brennstoffe als beispielsweise ein Konstanttemperaturkessel. Dadurch haben Sie auf jeden Fall bei den Folgekosten die Nase vorn. Selbst wenn Ihre Heizung nicht in die Austauschpflicht fällt, kann sich ein Austausch für Sie bereits lohnen. Denn eine neuere Brennwertkessel spart gegenüber einem Niedertemperaturkessel bis zu 29% Verbrauchsstoff, wie zum Beispiel Öl.

UNSER TIPP:
Das Beste für Sie ist, dass solche umweltschonenden Maßnahmen sogar von der KfW Bank und dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gefördert werden. Weiterführende Informationen erhalten Sie auch bei einem Fachhandwerker aus dem Bereich Heizungsbau.

Fazit

Brennwertkessel oder Niedertemperaturkessel als modernere Heizung sind eine gute Möglichkeit, alte Konstantkessel zu ersetzen, effektiv Energie und Kosten einzusparen sowie die Umwelt zu schonen. Professionelle Heizungsbauer beraten Sie gern zu den verschiedenen Energieträgern sowie zum Preis-Leistungsverhältnis der verschiedenen Systeme und helfen Ihnen, das für Sie passende Gerät auszuwählen.

Über unsere*n Autor*in
Heizungsbau.net Team
Heizungsbau.net ist das Branchenverzeichnis für Heizungsinstallateure und Heizungsbauer. Die Redaktion von Heizungsbau.net erstellt regelmäßig Ratgeber und gibt Tipps zu Heizthemen aller Art: von der Heizungserneuerung über Heizungstechnik bis hin zu Solarthermie und Wärmepumpen.